Kommentar: Maul auf
■ Frauenthemen rein in die Diskussion
Gut gemeint und kaum etwas erreicht: So schlicht fällt sie aus, die Bilanz für das Deeskalationsprogramm gegen Ehegewalt. „Pech gehabt“, kann man(n) da jetzt nur sagen zu all den Frauen, die es in den eigenen vier Wänden erwischt hat. Und CDU-Innensenator Ralf Borttscheller die Schuld zuweisen: Hätte der nur soviel Einsatz gegen schlagende Ehemänner gezeigt wie gegen harmlose Graffitisprayer, wäre vielen Frauen geholfen gewesen.
Stimmt auch. Aber leider ist das nur die halbe Wahrheit. An diesem Programm nämlich zeigt sich, wer nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch in der Politik das Zepter in der Hand hält: Der CDU-Innensenator darf völlig ungescholten männliche Gewalt als „Peanuts“ abtun. Derweil dümpelt das Programm vor sich hin: Aber statt ebenso kräftig das Maul aufzureißen, haben die großkoalitionären Politikerinnen und das Haus von SPD-Frauensenatorin Tine Wischer nichts Besseres zu tun, als das Thema brav in der Schublade schlummern zu lassen.
Klar: Solche „Frauenthemen“ machen sich nicht gut im männerdominierten Geschwafel über so wichtige Themen wie den Großmarktumzug. Aber wer weiter schweigt und kuscht, macht sich mitschuldig dabei, all jenen Frauen nicht zu helfen, die aus Angst vor der Faust im Gesicht eben gerade nicht den entscheidenden Befreiungsschritt schaffen. Katja Ubben
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