Kommentar: Kein Aufbruch
■ Warum die Nord-Grünen da weitermachen wollen, wo sie hingekommen sind
Ein Aufbruch zu neuen Ufern sieht anders aus. Aber da wollen Schleswig-Holsteins Grüne auch gar nicht hin. Sie fühlen sich da wohl, wo sie seit dreieinhalb Jahren sind: an der Regierung. Zumindest leidlich, zumindest die allermeisten.
Deshalb haben sie in Husum beschlossen, keine Experimente zu wagen. Beide MinisterInnen und die Landtagsfraktion wurden erneut auf die Spitzenplätze gesetzt: Politische und personelle Kontinuität scheint der sicherste grüne Weg in Landtag und Landesregierung zu sein. Mehr Mandate als die FDP, lautet das Ziel; und wenn Heide Simonis vor ihrem CDU-Gegenspieler Volker Rühe bleibt, gibt's wieder Rot-Grün an der Kieler Förde, und es wird geräuschlos weiter vor sich hinregiert.
Die einzige, die für Stimmung hätte sorgen können, ist Angelika Beer. Die Parteilinke ist das einzige politische Schwergewicht der Partei. Sie stünde für neue Ziele, neues Engagement und im Erfolgsfall auch für neues Profil der Grünen im Landeskabinett. Beer aber wollte nicht, und so bleibt alles beim alten.
Mit Fröhlich und Steenblock sollen nun die redlich bemühten, aber nicht eben aufregenden Realos vom Lande genau da weitermachen, wo sie in dreieinhalb Jahren hingekommen sind. Denn die Linken mußten zugeben, mit Angelika Birk über keine überzeugende personelle Alternative zu verfügen. Eine programmatische haben sie ohnehin nicht.
Denn regieren wollen die Grünen im Norden liebend gern. Zumindest leidlich, zumindest die allermeisten. Genau das haben sie deshalb in Husum beschlossen. Sven-Michael Veit
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