Kommentar: Hauptsache: Internet
■ Warum Hamburgs Wirtschaftsförderung dem Fetisch Neue Medien huldigt
Nun also der Multimedia-Führerschein. Eine Möglichkeit mehr für den begabten Nachwuchs, in die Welt der Bits und Modems einzusteigen. Wirtschaftssenator Mirow läßt sich wieder etwas einfallen, um dem Fetisch zu huldigen, den er seit Jahren ins Herz geschlossen hat: den Neuen Medien.
Da wird fast jedem hinterhergelaufen, der mit Laptop und Handy wedelt, sich Creative Director nennt und Internet oder Network im Firmennamen stehen hat. Innovation, Innovation hallt der Ruf der Wirtschaftsförderer, und den Unternehmen werden beste Startbedingungen gegeben. Damit das Bild von Hamburg als der deutschen Medienhauptstadt keinen Schaden nimmt, nachdem ein paar von den alten Medien Print und Fernsehen abgewandert sind.
Zweifellos gehört die Medienbranche noch zu denen, die Wachstumsraten aufweisen. Und natürlich ist es richtig, das als Wirtschaftsförderer nicht zu verpassen und darauf zu reagieren. Aber beim Hinterherhecheln hinter dem Fetisch Medien nehmen dessen Förderer gerne in Kauf, daß man damit fast nur bestens qualifizierte Arbeitskräfte in die Stadt holt.
Vielen Arbeitslosen nützt der Medienhype gar nicht. Kein Wunder, daß der Senator in diesem Zusammenhang vom „Engpaßfaktor Mensch“ redet. Wer nicht gut ausgebildet ist, steht auch künftig draußen, wenn Mirow wieder ein amerikanisches Software-Unternehmen in Hamburg begrüßt. Man hofiert die Elite, die anderen sind ein Fall für die Sozialpolitik. Den meisten ohne Job hilft auch der Medien-Führerschein nicht weiter.
Peter Ahrens
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