Kommentar: Ohne Dach ist Krach
■ Warum im Deckel-Streit die Argumente der KleingärtnerInnen nicht ziehen
Die KleingärtnerInnen laufen Sturm gegen das Lärmdach über der A 7. „Den Deckel: gerne“, sagen sie, „aber nicht auf unsere Kosten“. Ihre Argumente vermögen allerdings nicht zu überzeugen. Die Nachteile für die Laubenpieper können die Vorteile nicht aufwiegen, die alle Menschen in Othmarschen, Ottensen, Bahrenfeld und Groß Flottbek haben werden.
Zum einen liegen die Kleingärten, die bebaut werden sollen, bereits an der Autobahn: am Volkspark und am Altonaer Krankenhaus. Der Deckel ist insgesamt 2,6 Kilometer lang und maximal 500 Meter von den jetzigen Kleingärten entfernt. Der Weg der Laubenpieper zu ihren Oasen verlängert sich also im ungünstigsten Fall um zwei Kilometer. Im Gegenzug wachsen Bahrenfeld und Groß Flottbek wieder zusammen, und das Mauerblümchen Volkspark kann sich in eine begehrte Primadonna verwandeln.
Zum anderen mag es zwar schwer sein für die Pächter, ihre über lange Jahre liebevoll kultivierten Gärten gegen Pionierland auf dem Deckel zu tauschen. Dafür können die Leute an der Autobahn ihre Fenster öffnen, ohne sich Oropax in die Gehörgänge stopfen zu müssen. Sie sind nicht mehr dem unkalkulierbaren Gesundheitsrisiko Lärm ausgeliefert.
Schließlich ist der jetzt ausgelobte Wettbewerb auch für Lösungen offen, bei denen die KleingärtnerInnen nicht umziehen müßten – etwa durch gewinnbringende Bauten auf dem Deckel. So einen Vorschlag müßten die KleingärtnerInnen aber schon selbst machen, sofern kein Investor darauf verfällt. Gernot Knödler
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