■ Kommentar: Diana ist mausetot Wer weint heute um die ehemalige Königin der Herzen?
Diana. Momentchen, bitte. Wer war das gleich wieder? Die Königin der Herzen? Poch, poch. Ah, genau: Diana Windsor, geb. Spencer (1961 – 1997). Eine dürre englische Blondine. Die Welt stellte einen Rekord auf, als innerhalb von wenigen Tagen genau 1.300.000 Blumengebinde zusammengetragen wurden.
Sie starb heute vor zwei Jahren.
Und jetzt? Kleine Überprüfung in der engeren Familie: Die Elton-John-CD ist längst in der staubigen Ecke des Plattenregals abgestellt. Größere Recherche in Großbritannien: Das Diana-Museum auf dem Familiensitz der Spencers hat Probleme, zahlende Kundschaft zu finden. Der Diana Memorial Fund dito. Von einer überlebensgroßen Statue in Kensington Palace ist keine Rede mehr. Der Daily Mirror klagte schon letzte Woche verdrossen: „Vergessen“.
Warum?
Warum auch nicht?
Man könnte sagen: Die Geschichte ist erzählt. Natürlich geben sich die Boulevardzeitungen in diesen Tagen noch einmal redlich Mühe. So starb sie wirklich? Okay, das ist einer der Knochen, an denen noch verzweifelt weltexklusiv genagt wird. In der Hoffnung, er habe noch Fleisch. Das Unfall-Dossier hat 7.000 Seiten. Ein Warren-Report ist das noch lange nicht. Das Todesfoto? Die geheimen 64 Liebesbriefe ihres zeitweiligen Reitmeisters? Manche halten auch die Karl-Dall-Show für Unterhaltung.
Wer kann sich heute schon erinnern, was er an jenem Sonntag tat, als Diana in Paris an den Tunnelpfeiler knallte? Na? Das heißt nicht, dass man die kollektiven Emotionen von damals leugnen wollte. Sie waren immens und nicht von den Medien gehypet. Versuchen wir es mal so: Es gab ein Bedürfnis danach. Kaum jemand außer Diana hätte es stillen können.
Heute aber gilt: Diana Windsor, geborene Spencer, war nicht sexy. Sie sang auch nicht oder rebellierte ohne Grund – sie war ja nicht einmal dabei, die Welt zu ändern (nein, auch mit der Landminenaktion nicht). Und die Monarchie? Hat sich kein Millimeterchen bewegt. Außerdem war sie für einen weltweiten Mythos von der Stärke James Dean, Marylin Monroe und John F. Kennedy ein bisschen spät dran.
Davon abgesehen: Ist nichts von Diana geblieben – weil nichts war, was hätte bleiben können? Vielleicht ist das die wahre Tragödie. Peter Unfried
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