Kommentar: Bremer Expo-Pleite
■ Schuh-Geschäfte als Expo-Ersatz
Der aktuelle Streit um die Ladenöffnungszeiten dauert nun schon mehr als zehn Jahre an, und rückblickend auf den Streit um den Donnerstag als Ausnahme kann man feststellen: Es war damals der Beginn einer Salami-Taktik.
Das gilt genauso für die derzeitige Begründung, von den zwölf Monaten des Jahres 2000 sechs Monate zur „Ausnahme“ zu erklären wegen der Expo-Besucher. Lang war die Liste von Attraktionen, die die Expo-Besucher nach Bremen locken sollte, vom Space-Park bis hin zum Rhododendron-Park. Sie schmolz noch mehr zusammen als die Prognosen der Expo-Besucher. Nicht so schlimm, sagen die Wirtschaftsförderer, wer wegen der Expo anreist und in Bremen nur übernachtet, weil in Hannover kein Hotel mehr frei war, wird abends übermüdet bei seinem Hotel ankommen und vielleicht noch ein Bier trinken wollen, aber keinen Einkaufs-Bummel durch die bundesweit einmalige Attraktion „Kaufhof“ mehr machen.
Der Verweis auf die Expo-Kunden ist also eine dumme Ausrede. Der Kaufhof ist abends ab 18 Uhr schon gnadenlos leer. Die Salami-Taktik kommt die Geschäfte teuer zu stehen. Wenn es im Rahmen der EU-Harmonisierung sowieso auf flexible Ladenöffnungszeiten nach französischem Vorbild hinauslaufen soll, dann wäre ein ehrlicher und mutiger Beschluss allemal besser – Geschäftswelt und Kunden könnten sich darauf einstellen. Klaus Wolschner
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