Kommentar: Hitler und der Teufel
■ Historie für Verfassungsrichter
Bis auf Napoleon und Hitler hat keiner in der tausendjährigen Geschichte die Selbständigkeit Bremens angetastet, hat Bremens Landesvater Henning Scherf dem Stuttgarter Erwin Teufel entgegengeschleudert. Napoleon, Hitler, Teufel ... Im Rahmen der Redeschlacht wird das Argument großen Eindruck hinterlassen haben, auch wenn es der historischen Wahrheit nicht ganz entspricht. Nach dem 2. Weltkrieg hatten die Amerikaner großes Interesse daran, einen Hafen für ihre Militärgüter zu ihrem Besatzungsgebiet rechnen zu können, der Hinweis auf Bremens Geschichte hätte nicht gereicht.
Bei dem Schlagabtausch in Karlsruhe ging es offenbar um große Gesten und weniger um juristische Argumente, die Ministerpräsidenten haben offenbar für die Fernsehkameras geredet und nicht zu den Richtern. Dass der Gerichtshof seine Rechtssprechung von 1992 jetzt korrigiert, ist auch nicht wahrscheinlich.
Es geht um eine politische Machtfrage, und bei Machtfragen helfen weniger historische Ausflüge als starke Verbündete. Auf der Gegenseite stehen neben dem Teufel immerhin die CDU-Schwergewichte Stoiber und Koch. Auf der Seite Bremens fällt das Schweigen des mächtigen NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement auf – er hatte Wichtigeres zu tun, war einfach nicht gekommen. Sind die Habenichtse aus Kiel die stärksten Bündnispartner Bremens im Streit um die Länderfinanzen? Klaus Wolschner
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen