Kommentar: Blickwinkel wechseln
■ Eins und eins ist drei
Michel Friedmann ist ein streitbarer Deutscher. Ein streitbarer Jude. Das ist gut. Reibung erzeugt schließlich auch Wärme. Ein paar Grad hat der Medienprofi – mit vielen anderen – zu den Debatten des Montag beigetragen, weil er sich nicht einfach als Deutscher oder als Krawattenmann – der er dennoch ist – subsumieren lässt, sondern auf der Unterschiedlichkeit des Einzelnen beharrt und erst damit Auseinandersetzungen möglich macht, die Klischees aushebeln. Und manchmal auch festgefahrene Standpunkte.
Zu diesem Zweck sagt Friedmann auch Sätze wie: „Eins und eins ist zwei. Das ist Mathematik.“ Und dann: „Eins und eins ist auch drei. Das ist Ethik.“ Aber bei nachdenklich machenden Lehrsätzen lässt er es nicht. Es formuliert Forderungen an den Bildungssenator. „Das müssen die Kinder lernen.“ Und auch, dass die im NS-Staat verfolgten Sinti und Roma noch immer keine Wiedergutmachung erhalten haben. Das geht an die Adresse des Landes-Chefs.
Um solche Forderungen zu hören, aber vor allem, um sie nachfühlen und vertreten zu lernen, sind Veranstaltungen wie die „Nacht der Jugend“ unschätzbar. Denn wer Romani Rose vom Zentralrat der Sinti und Roma hört, der erklärt, dass nur Hessen das Romanes als schützenswerte Sprache anerkennt, versteht die Welt nicht mehr. Er hat Recht, wenn er den Bürgermeister auffordert, hier etwas zu tun.
Eva Rhode
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