Kommentar: Verfahren
■ Warum der Verkehrsentwicklungsplan nur reagiert, aber nicht agiert
Das Warten hat sich nicht gelohnt. Der mit etlichen Jahren Verspätung vorgelegte Verkehrsentwicklungsplan wird nur einer Interpretationsmöglichkeit seines Titel gerecht: Er entwickelt Verkehr weiter und immer geradeaus. Der zweiten Lesart aber verweigert er sich: einer Entwicklung des verwickelten Problemknäuels.
Letzteres allerdings war von der Behörde des Eugen Wagner füglich nicht zu erwarten gewesen. Natürlich steht sie vor dem Problem, die auf die Hansestadt zurollende Verkehrslawine auf neuen Autobahnen und über skandinavischen Ostsee-Querungen halbwegs sinnvoll zu lenken, ohne selbst große Steuerungsmöglichkeiten zu haben.
Die Enttäuschung hält sich mithin in Grenzen – in denen des Stadtstaates. Hier könnte Hamburg richtungsweisend tätig werden, die zuständige Behörde jedoch kann oder will nicht. Mit der Stadtbahn hat sie sich inzwischen angefreundet; dass auch Rollstuhlfahrer die U-Bahn benutzen wollen hat sie festgestellt; dass die Anpassung von Buslinien an veränderte Bedarfe Sinn machen könnte, ist ihr auch aufgegangen. Dazu aber hätte es dieser Fleißarbeit nicht bedurft.
Wagners Entwurf versagt schon in der Lösung des Grundproblems: Die Herstellung von Gleichberechtigung aller VerkehrsteilnehmerInnen in Bus, Bahn und Auto, zu Fuß und auf dem Rad ist nicht als Zielvorstellung definiert.
Mit einem Wust von Maßnahmen lediglich zu reagieren, ist das Gegenteil eines Plans; von Agieren indes findet sich kaum eine Spur in dem verfahrenen Werk. Sven-Michael Veit
Bericht Seite 22
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