Kommentar: Taschenspieler-Tricks
■ Sparen statt Wiedereingliederung?
„Hilfe zur Arbeit“ ist Schönrednerei: Auch nach dem Ausbau des Programms werden zwei Drittel der Teilnehmer im „gemeinnützigen Bereich“ eingesetzt. Sie verrichten dort öffentliche Arbeiten, weil sie sonst den Anspruch auf Sozialhilfe verlieren würden. Mit Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt hat das nichts zu tun. In der „Prämienarbeit“ wird Zwangsarbeit für ein Taschengeld verrichtet. Wer einen Jahresvertrag erhält, wird lediglich in die Arbeitsverwaltung wiedereingegliedert: Er/sie hat nach einem Jahr Anspruch auf Arbeitslosengeld und wird damit von der Bundeskasse statt aus dem Stadtsäckel unterhalten. Zusammen mit den 15 bis 20 Prozent, die nach einem Arbeitsangebot ihren Antrag auf Sozialhilfe zurückziehen, ist das ein bedeutendes Sparpotential.
Weniger ambitiös ist das Programm bei der Vermittlung von Sozialhilfe-Empfängern in den ersten Arbeitsmarkt, kostet sie die Stadt doch häufig Lohnkostenzuschüsse zwischen 40 und 80 Prozent: Die Behörde stellt zwar heraus, dass in den kommenden Jahren jeweils 320 Menschen vermittelt werden sollen, gegenüber 200 in diesem Jahr. Aber sie unterschlägt, dass von den 1999 geplanten 300 Vermittlungen ohne Lohnkostenzuschuss nur 80 zustande kamen. Ob das nach neue Ziel erreicht wird, darf also bezweifelt werden. Aber darauf kommt es nach erfüllter Sparquote vielleicht auch nicht mehr an. Jan Kahlcke
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen