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KommentarDoppelte Not

■ Warum Behörden nicht so tun sollen, als wären Hilfen zur Erziehung ein Spaß

Da gab es eine Notmaßnahme bis zum Ende eines Jahres. Nun ist das Jahr zu Ende, die Not aber nicht. Also verlängern Behörde und Jugendämter eben den radikalen Sparerlass. Logisch. Und auch nicht, denn weniger Not in den öffentlichen Kassen bedeutet in diesem Fall mehr Not bei Menschen.

Mehr Not bei denen, die sich sicher nicht zum Spaß jemanden ins Haus kommen lassen, damit er ihnen hilft, das tägliche Leben zu bewältigen. Und es wächst die Not bei denen, die mit den Betroffenen arbeiten. Denn die haben keine offizielle Ansage, keine Planungsgrundlage. Die verlieren vielleicht ihre Jobs. Das kostet auch. Aber das macht der Behörde nichts, das belastet einen anderen Topf.

Nicht, dass die Träger nur von philantropischen Motiven gelenkt würden. Die müssen Geld verdienen und sich ihre Jobs sichern. Deshalb haben sie natürlich auch ein starkes Interesse daran, dass der Verfügungsstopp aufgehoben wird.

Aber die Behörde vergisst eines: Alle diese Einrichtungen sind mit der Not in dieser Stadt gewachsen. Es ist zynisch, so zu tun, als habe man all die Jahre zuvor Menschen geholfen, die das gar nicht nötig haben. Die Zahl der Hilfen zur Erziehung ist nicht einfach so gestiegen. Dafür gab es Gründe, und an denen kann die Behörde nicht vorbei.

Zynisch ist auch, darauf hinzuweisen, man wollte ja schließlich keinen Rechtsanspruch aushebeln. Die meisten der betroffenen Menschen wissen wahrscheinlich gar nicht, dass sie den haben. Und den meisten dieser Menschen ist wahrscheinlich eher nach Resignation zumute als nach Kampf. Sandra Wilsdorf

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