piwik no script img

KommentarLächerlicher Trost

■ Warum die Kita-Card wenn überhaupt nur mit Rechtsanspruch Sinn macht

„Sie werden einen Rechtsanspruch haben, Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen, dass der berufliche Wiedereinstieg an einem Kita-Platz scheitern könnte.“ Mit diesem Versprechen haben sich einige SPD-Politiker ein Jahr lang auf diversen Diskussionsabenden vor Hamburgs Eltern aufgeplustert. Und nun? Das Versprechen ist geplatzt. Und damit das ganze im Vorwahlkampf nicht so weh tut, wird die Kita-Card um mindestens ein Jahr verschoben.

Der Streit mit den Wohl-fahrtsverbänden über die Finanzen ist nur der Vorwand, um aus dem Dilemma herauszukommen. Denn ein Rechtsanspruch nur für 6- bis 10-jährige Kinder am Nachmittag ist ein lächerliches Trostplaster angesichts der Hoffnungen, die geweckt wurden. Ohne die Sicherheit einer Platz-Bewilligung ist die so genannte Stärkung der elterlichen Nachfragemacht pure Farce und die Kita-Card als reines Rationalisierungsmodell abzulehnen.

Denn es ist nach wie vor geplant, Kita-Plätze nur noch stundenweise passgenau für die Zeit, in der Eltern arbeiten, zu bewilligen, was eine enorme Arbeitsverdichtung bedeutet: für die Erzieherinnen in den Kitas und für die Mütter zu Hause, die nicht mal mehr in Ruhe einkaufen dürfen.

Ungeachtet dessen ist der ursprüngliche Vorsatz, allen Eltern, die es brauchen, den Kita-Platz zu garantieren, zu loben. Es gibt, das macht die ISKA-Studie deutlich, einen Mehrbedarf für staatlich finanzierte Kinderbetreuung. Und der muss finanziert werden, denn Kindererziehung ist keine Privatsache.

Dafür zu streiten, eignet sich der Wahlkampf gut. Kaija Kutter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen