Kommentar: Dünner Lack
■ Warum der brüchige Frieden in der GAL bald unter den Hammer kommt
Das ist ganz dünner Lack, der die Streitigkeiten in der Grün-Alternativen Liste überdecken soll. Unter der Oberfläche brodelt es munter weiter. Einzig der Wille zur Macht ist es, der die Lager beisammenhält.
Die Feindseligkeiten der vergangenen Monate waren schon riskant genug. Der Vorwahlkampf wird mit der heutigen Generaldebatte bei den Haushaltsberatungen der Bürgerschaft eröffnet; ab sofort ist deshalb demonstrative Geschlossenheit erste Grünenpflicht. WählerInnen haben es gern übersichtlich; offener Streit würde die Wahlchancen am 23. September mindern und den Respekt beim einzig möglichen Koalitionspartner SPD nicht mehren.
Bei der Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner mussten zwar alle ein paar Federn lassen. Die aufmüpfige Grüne Jugend wurde von den Chef-Realos Krista Sager und Kurt Edler zurückgepfiffen. Die beiden hatten sich gezwungenermaßen mit einer linken Parteichefin Antje Radcke arrangiert, weil sie um des brüchigen Friedens willen nicht mehr zu verhindern war. Dafür musste Kordula Leites über die Klinge springen: die vorläufig letzte öffentliche Machtdemonstration der Mehrheit.
Jetzt aber sollen erstmal in Frieden und mit Freude jede Menge Eierkuchen gebacken werden. Ob die Rezeptur gelingen kann, wird sich spätestens Anfang April erweisen. Bei der KandidatInnenkür für die Bürgerschaftswahl steht die nächste Nagelprobe ins grüne Haus. Wer dann den Hammer schwingt, ist bereits klar. Fraglich ist nur, ob es ein Vorschlag-Hammer sein wird. Sven-Michael Veit
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