Kommentar: Ernster nehmen
■ Warum es sich lohnt, das Know-how der Obdachlosenselbsthilfe zu bewahren
Das Hickhack um die Verlängerung von Arbeitsbeschäftigungsmaßnahmen ist für alle Beteiligten immer wieder ermüdend. Die Eimsbüttler Oase ist beileibe nicht das erste Hamburger Projekt, das vor dem Aus steht, weil dessen Förderung über den zweiten Arbeitsmarkt ausläuft. Aus früheren ähnlichen Fällen wurden Lehren gezogen: ABM-Maßnahmen eignen sich auf Dauer nicht, um Sozialarbeit zu machen. Je nach Erfolg der Lobbyarbeit erhalten die Mitarbeiter irgendwann feste Stellen –oder auch nicht. Dennoch ist es immer wieder reizvoll, diese in Anspruch zu nehmen, weil es besser ist, diese Förderung zu nutzen als gar keine.
Arbeitsamt und Sozialbehörde haben formal gesehen vielleicht recht, wenn sie die personenbezogene Förderung der Oase-Mitarbeiter bis zum Sommer begrenzen. Aber auch diese Arbeit steht und fällt mit Personen, die sich einsetzen und wichtige Erfahrungen gemacht haben.
Dort arbeiten keine Sozialarbeiter, sondern Menschen, die selber nahe am Abgrund standen und deshalb eben genau für diese Arbeit qualifiziert sind. Wenn das ganze Team ausgetauscht wird, droht wichtiges Know-how und das Ergebnis jahrelangen Aufbaus von Kontakten verloren zu gehen. Arbeitsamt und Sozialbehörde sollten zügig zusehen, eine annehmbare Übergangsfinanzierung zu schaffen.
Das Angebot der Oase, sich 2002 durch Spenden zu finanzieren, ist waghalsig genug. Säßen Sozialarbeiter an dieser Stelle, hätten sie sich auf solch ein Abenteuer nicht eingelassen - schon aus professionellen Gründen. Kaija Kutter
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