Kommentar: Die Provinz weint
■ Warum Universal nicht der letzte Umzug eines Unternehmens gewesen sein wird
Seit vier Tagen wird in dieser Stadt gegreint, herrscht Heulen und Zähneklappern über die bösen Berliner, die es gewagt haben, auf fremdem Terrain zu wildern, den Entertainment-Konzern Universal gleichsam im Handstreich zu kapern und in die Bundeshauptstadt quasi gegen dessen Willen zu entführen. Und das uns in Hamburg, der ewigen Medienmetropole. Die halbe Stadt sitzt auf dem Sofa und nimmt übel. Subventionen sollen gar geflossen sein. Igitt. Bürgermeister und Wirtschaftssenator wollen aber jetzt überprüfen, ob das alles so richtig ist mit dem Fördergeld. Da kriegen die Berliner aber Angst.
Provinzieller geht es wirklich nicht. Dass ein Musikkonzern da hingeht, wo „die Musik spielt“, wie Universal-Präsident Tim Renner sagt, ist nicht verwunderlich. Der Echo wird mittlerweile in Berlin verliehen, und die Kapitale ist für Kulturschaffende einfach die aufregendere Stadt. Von daher ist es längst nicht nur die Entscheidung der Universal-Mutter Vivendi, wie Runde und Mirow gern betonen. Es gibt für ein Musikunternehmen inzwischen gute Gründe, nach Berlin zu gehen, und nur einer davon ist das Geld.
Es beweist den begrenzten Horizont dieser Stadt und ihrer Oberen, dass über einen Umzug über 300 Kilometer lamentiert wird, und das bei einer Branche, die dauernd von Vernetzung Internationalität und globaler Kommunikation redet. Und es zeigt, dass der Senat richtig Muffensausen hat, Hamburg könne sich zur Ex-Medienmetropole entwickeln. Bei so einer Haltung ist man auf dem besten Wege dazu. Peter Ahrens
Bericht Seite 22
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