Kommentar: Rennbahn in die City
■ Warum Ole von Beusts neue Elbbrücke die Hamburger nur in die Irre führt
Die Idee ist nicht neu, ihre Umsetzung bestechend und doch ist des Oppositionsführers Vorschlag einer vierspurigen Straßenverbindung von der Hafencity nach Wilhelmsburg ein unzureichend ausgebrütetes Wahlkampf-Ei.
Sicher: Dass Wilhelmsburg besser mit der Stadt verbunden werden möge, ist ein langgehegter und berechtigter Wunsch der Elbinsel-Bewohner. Hadi Tehe-rani hat eine ausnehmend schöne Brücke entworfen. Und bei der Vorstellung, das östliche Hafengebiet entwickeln zu können, kommen Stadtplaner und Immobilien–Mogule ins Träumen.
Doch wie sich die Nachfrage nach diesen Flächen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln wird, kann heute keiner sagen: Die Stadt hat viele Konversionsflächen zu bieten und die demografische Entwicklung spricht gegen eine starke Nachfrage. Skeptisch macht auch die nicht untermauerte Kostenschätzung für die Brücke, die erhebliche Risiken beinhalten dürfte; ebenso die Schätzung für die Straße, wobei nicht deutlich wurde, ob zum Beispiel der Anschluss an die als Viadukt geplante Hafenquerspange eingerechnet ist oder nicht.
Schließlich würden sich die Wilhelmsburger und die Bewohner der Hafencity bedanken, wenn eine neue Rennstrecke ins Herz der Innenstadt eröffnet würde. Auf der Wilhelmsburger Reichsstraße werden heute schon werktags 52.000 Fahrzeuge gezählt, über die drei Elbbrücken rauschen 152.000 Wagen. Die geplante Promenade am Magdeburger Hafen dürfte solche Mengen wohl kaum verkraften. Gernot Knödler
siehe Bericht Seite 22
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