Kommentar: Tempobolzer
■ Warum SPD-Parteichef Olaf Scholz für alles verantwortlich gemacht werden wird
Bekanntlich kann niemand garantieren, dass alles besser werde, wenn es anders würde. Aber anders müsse es auf jeden Fall werden, damit es überhaupt besser werden könne: Eine Sichtweise, die in Hamburgs SPD mit atemberaubender Geschwindigkeit um sich zu greifen scheint.
Mit welchem Maß an Einsicht jedoch, ist noch offen. Wie weit die Sozialdemkraten ihrem Tempobolzer Olaf Scholz folgen können und wollen, wird sich erst noch zeigen müssen.
Der Parteichef ist vom sozialdemokratischen Urnengang vor dreieinhalb Wochen scheinbar unbeschadet geblieben. Er diktiert die Regeln, er stutzt eigenhändig jene Flügel, die gar zu aufgeregt flattern. Die Macht der alten Kreisfürsten Jan Ehlers und Eugen Wagner brach Scholz, als er deren Versuch vereitelte, den gescheiterten Bürgermeister Runde zum Oppositionschef zu machen.
Dafür setzt er nun einen Fraktionsvorstand nach seinem Gusto durch. Einer altbewährten Kämpin stellte er gleich drei Nachwuchskräfte an die Seite – in einer SPD, die noch immer vom Stallgeruch der innerparteilichen Ochsentouren schwärmt, kommt dies revolutionären Umtrieben nahe. Und vorneweg einen Mann der Mitte als parlamentarischen Platzhalter. Denn der nächste Spitzenkandidat wird Scholz selber sein. Es sei denn, er wird nach der Bundestagswahl Minister in Berlin.
Damit aber hat der neue starke Mann auch die alleinige Verantwortung für die nächsten Jahre sozialdemokratischen Daseins übernommen. Und wenn es schief geht, hat auch er allein die Schuld. Sven-Michael Veit
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