Kommentar: Besänftigungswelle
■ Warum sich die neue Sozialsenatorin als kluge Wahl erweisen könnte
Nach den lauten Zeiten des Wahlkampfes sendet die neue Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram nun auf der Besänftigungswelle. Sie will sich nicht drängen lassen, weder von der Öffentlichkeit noch von den Herren Kollegen, von denen mancher sicher gern schon in wenigen Wochen das erste geschlossene Heim eröffnen würde.
Doch die bislang einzige Frau des Senats weiß, dass sie sich erst einmal um den eigenen Laden kümmern muss. Denn die Behörde, die jetzt unter ihr funktionieren soll, war in der Vergangenheit immer wieder Angriffsziel der CDU. Da fühlte sich mancher als Filzokrat verumglimpft, auf dessen Arbeit Schnieber-Jastram jetzt angewiesen ist.
Die Sozialsenatorin kümmert sich um die Problemfälle in der Stadt, und deren professionelle Helfer stehen dem „Hilfe-muss-man-sich-verdienen-Paradigma“ des neuen Rechtssenats eher skeptisch gegenüber. Sie wissen, dass die Geschichte von der sozialen Hängematte fast immer eine Mähr ist. Beispielsweise wurden geschlossene Heime aus guten Gründen abgeschafft. Sie wieder einzuführen stößt bei denen, die sie betreiben sollen, auf Ablehnung.
Deshalb wird sie zunächst damit beschäftigt sein, sich innerhalb und außerhalb der Behörde das Vertrauen derer zu erwerben, die ihre Konzepte umsetzen sollen. Das wird häufig nur in Abgrenzung zu ihren Herren Senatskollegen gehen. Diesen Drahtseilakt könnte Schnieber-Jastram schaffen: Denn als eine der wenigen in der neuen Regierung verfügt sie über inhaltliche und politische Erfahrung. Sandra Wilsdorf
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