Kommentar: Zentral-Bremer auf dem Trockenen
Bürgernähe abgesoffen
War von den Bremer Politikern überhaupt schon mal jemand schwimmen? Wenigstens planschen? Waren sie wohl kaum. Nicht anders lässt es sich erklären, dass die rund 150.000 Bremer aus City, Viertel, Neustadt und umzu derzeit total auf dem Trockenen sitzen – und zwar ausgerechnet dann, wenn das Stadionbad zu ist, es also regnet. Aber zum Glück regnet es in Bremen ja nur sehr selten.
Seit das Schimmbad in der Neustadt wegen des Umbaus dicht ist, heißt es für die Zentral-Bremer – und das noch bis Oktober 2003: ab nach Huchting oder nach Walle ins Aqualand. Der Umbau des Neustadtbades bei laufendem Betrieb sei zu kompliziert, sicherheitstechnisch schwer machbar, letztlich zu teuer gewesen.
Hier mal die Gegenrechnung: Ein Bahnticket zu den noch geöffneten Bädern kostet hin und zurück 2,80 Euro, die Fahrt dauert summa summarum um die 45 Minuten. Macht für die 230.000 Besucher, die sich im vergangenen Jahr ins Neustadtbad verirrten, Kosten in Höhe von 644.000 Euro und einen zusätzlichen Zeitaufwand von 10,35 Millionen Minuten oder – knapp 20 Jahren.
Ach so: Und alles überhaupt kein Problem, wenn im Ex-Schwimmbad am Richtweg nicht unbedingt ein Musicaltheater hätte untergebracht werden müssen.
Kai Schöneberg
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