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Kommentar zur WettmanipulationDer ganz alte Fußballgeist

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Der neue Fußball-Wettskandal erinnert an alte Zeiten, als Fußballer noch Kerle waren, die in dunklen Kaschemmen ihr Gehalt verspielten.

E s gibt sie noch - echte Kerle im Fußball. Auch das ist eine Nachricht, die mit all den Enthüllungen um manipulierte Spiele einhergeht. Es ist der ganz alte Fußballgeist, der sich regt, wenn über Kicker berichtet wird, die Wettschulden in Millionenhöhe haben, denen Gläubiger aus der Halbwelt mit gezückter Waffe gegenüberstehen, die immer den Geldbeutel zücken, wenn jemand eine Wette anbietet.

Der neue Fußballgeist weilt derweil im Trainingslager irgendwo am Golf, wo sich schon als Bubis zu Weicheiern verhätschelte Jungprofis von einem Psychologen beraten lassen, wie sie aus ihrem mentalen Loch wieder herausfinden können, und danach im Hotelzimmer überlegen, welches Auto sie dem Model, das sie ihre Freundin nennen, kaufen sollen.

In Bochum vor dem Landgericht wird dieser Tage in Sachen Wettmanipulation verhandelt. Spiele in ganz Europa sind geschoben worden. Über den Fußball sind aus kleinen Hinterzimmergaunern große Ganoven geworden. Schieber aus dem kleinkriminellen Milieu konnten am großen Rad drehen, weil es in der Kickerszene unter Spielern wie Schiedsrichtern immer noch genug Menschen gibt, für die Fußball etwas anderes ist als verwissenschaftlichter Leistungssport.

Bild: taz
ANDREAS RÜTTENAUER

ANDREAS RÜTTENAUER ist Redakteur im taz-Ressort Leibesübungen.

Es gab einmal eine Zeit, da wurden die Fußballer am meisten verehrt, die es nicht nur wegen guter Leistungen auf dem Platz in die Medien geschafft haben, sondern auch weil sie regelmäßig Räusche heimgetragen und eventuell in dunklen Kaschemmen Schlägereien angezettelt haben.

Das waren Männer, die nicht nur auf dem Fußballfeld gespielt haben - und sich gerade deshalb als wahre Kicker fühlten. Um diesen verruchten, wahren Fußball geht es im Bochumer Prozess. Der hat seine Fans. Die wissen auch: Wettmanipulation ist unfair, aber Schieber am Spielfeldrand gehören irgendwie dazu beim Fußball

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das

4 Kommentare

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  • P
    p3t3r

    kann mich nur meinen vorkommentatoren anschließen....

     

     

    dieses kommentar zeigt mir warum ich fußball noch nie so richtig mochte

     

    immer waren irgendwelche schläger und prolls dabei, welche den starken markierten oder raushängen liesen

     

    und darunter sind genügende kriminelle oder jede menge kriminelle energie

  • A
    annabell

    Ach so, Wettbetrug ist keine Straftat, sondern nur Nostalgie! Dann ist vielleicht Kreditbetrug auch nur Nostalgie, weil die Zeit doch so schön war, als Banker noch windige Haie waren... zurück in den Urwald?

  • ???

    muss man wirklich verstehen, um was es hier geht? was möchte uns herr rüttenauer mitteilen?

    früher waren fußballer korrupte, saufende und prügelnde rohlinge, heute verhätschelte weicheier und mit dem wettskandal enthüllt sich, dass alles irgendwie.... anders ist?

    "ganz alter fußballgeist"?! lächerlich.

    ich peils echt nich, tut mir leid...

  • MI
    Matthias Ibanez

    Unfassbar, dieser Artikel. Wahrer Fußball ist also derjenige, der von Schlägertypen, Säufern und Glücksspielern gespielt wird? Profis, die den Sport ernst nehmen und unter anderem daher auf Derartiges verzichten, sind Weichlinge?

    Schulden haben ist nicht "echter" als vernünftig mit Geld umzugehen, es ist einfach nur vermeidenswert. Und jemand, der Schlägereien anzettelt, handelt nicht besser als irgendwelche S-Bahn-Schläger über die so gern berichtet wird. Natürlich sind die Profis von heute auch Spiegel unserer Zeit, aber die Meisten von ihnen benehmen sich in einer Hinsicht Vorbildlich: sie widerstehen der Versuchung, sich zu gläsernen Menschen zu machen, und behalten ihr Privatleben für sich. Und besser ist das.