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Kommentar zur NazidemoAnti-Nazi-Demos nicht blockieren!

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Die Geheimhaltung der Nazi-Demo durch die Polizei war ein Fehler. Gegendemonstrationen dürfen nicht behindert werden.

E in beliebter Slogan heißt: "Kein Fußbreit den Nazis" - in Berlin ist das Realität. Nach wiederholten Blockaden rechter Aufmärsche kann die Szene nur noch klandestin für ihre Demos werben, wie am Samstag geschehen. Trotzdem versammelten sich erneut weit mehr Gegendemonstranten: Am Ende marschierten die Neonazis keinen Meter.

Doch die prägenden Bilder des Samstags sind andere: Vermummte Neonazis, die im U-Bahnhof Mehringdamm Dunkelhäutige attackieren, auf Gegendemonstranten eintreten und mit einem unsäglichen "Wahrheit macht frei"-Banner "Ausländer raus"-Parolen skandieren. Abstoßende Bilder, die zeigen, wie menschenfeindlich und gewaltbereit die Berliner Rumpfszene und die von ihr mobilisierten Kameraden weiter sind.

Falsche Geheimhaltung

Nicht ohne Absicht wollten die Rechten erstmals seit Jahren durch Kreuzberg ziehen - dort, wo sie ihren politischen Feind und die von ihnen geschmähten Migranten vermuten. Warum die Polizei versuchte, den Aufmarsch noch am Tag selbst, auch vor Journalisten und Politikern, geheim zu halten, ist weder zu verstehen noch ist es ihre Aufgabe. Sicher genießen auch Nazis das Versammlungsrecht. Genauso aber steht es der Zivilgesellschaft zu, ihren Protest gegen Verfassungsfeinde zu artikulieren. Der Versuch, die Rechten "heimlich" ihre Parolen grölen zu lassen, wird in einer Großstadt kaum erfolgreich sein.

Noch weniger ist er öffentlich verantwortbar, wie das gewaltsame Ende am Samstag zeigte. Diese Bilder haben stattdessen eine andere Botschaft: wie richtig es ist, diesem üblen Haufen die breite gesellschaftliche Ablehnung entgegenzuhalten.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).

7 Kommentare

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  • F
    frank

    @ Dhimitry

     

    Hallo,

     

    ich stimme dir zu das die Wortwahl vom Rahmen der Diskussion abhängt.

     

    Trotzdem sollte man Sprache dafür nutzen wofür sie da ist.. zur korrekten, vor allem verständlichen Beschreibung von,.. ja was auch immer.

     

    Als Beispiel.. ersetze jede Beschreibung der Demonstranten und Gegendemonstranten mit "Mensch/en" (jetzt mal zugespitzt) so kommt man nicht weiter... Informationsgehalt=0

     

    Selbstverständlich sollte es für einen Berliner...klar sein welches Völkchen... (...das ist vllt. zu altmodisch) bzw Nationalitäten... (...das ist schon heute für manche Menschen unwichtig) also doch lieber... welche Menschen *g* sich in Kreuzberg tummeln. Aber vllt. nicht für Aussenstehende. Und da müßen die Medien ihren Auftrag erfüllen.

     

    Wenn man sich jetzt an der Wortwahl stört... nunja... ich finde wie du die heutige Vielfalt verwirrend/ verwundernd. Meiner Meinung nach sollte man einfach mal weg von den selbst geschaffenen (...und medial forcierten...) negativen Besetzungen.

     

    grüße

  • D
    Dhimitry

    Dunkelhäutig, Hellhäutig, was auch immer. Jeden einzelnen Begirff auseinander zu nehmen ist für Linguisten sicher ein schöner Zeitvertreib. In der alltäglichen politischen Kommunikation aber eher störend.

    Ob "fremd", "migrantisch", oder gar "mit Migrationshintergrund (mMgh)". Wenn wir ganz korrekt sein wollen, brauchen wir demnächst ein Wörterbuch um uns zu unterhalten...

  • F
    frank

    Offtopic: @torsten

     

    torsten, sie machen mir auf gewisse weise angst. Den Sinn ihres Beitrages verstehe ich schon, nur die Umsetzung ist mir zu wieder.. und auch nur Wasser auf den Mühlen von Orwell-fans.

     

    Eine andere Sichtweise:

     

    Schwarzafrika verstand ich immer als die Bezeichnung eines flecken Erdes, die Bewohner dieses Raumes sind somit ... . auch der Kontext zu weißeuropäer erschließt sich mir nicht (ihnen sicherlich auch nicht, das wären ja Kolonialismusbegriffe auf Europa umgemünzt). Nicht desto trotz wenn dieses Begriff für sie einen negativen Beigeschmack hat, denn nur in ihren Kopf.

     

    Und bevor ich jetzt noch über die anderen Begriffe aufrege, frage ich mich bzw (sie) was für sie das genau Problem an diesen Wörtern ist, damit meine ich nicht das diese Wörter für andere beleidigend sind bzw sein könnten, nein nach ihren speziellen Grund... Sprache, Wortvielfalt..letztendlich die Freiheit sich auszudrücken... einschränken zu wollen.

     

    beste grüße

  • P
    Paul

    Rolf,

     

    Du fragst aber einen unnoetigen Mist.

  • T
    torsten

    ja, das würde ich auch gerne wissen! ich finde, der begriff "dunkelhäutig" gehört aus dem sprachgebrauch. genauso wie "ausländerfeindlich", denn der rassismus richtet sich gegen inländer wie ausländer. auch "schwarzafrikaner", denn bezeichnen wir uns je irgendwann auch nur ein einziges mal als weißeuropäer? ebenso "fremdenfeindlichkeit" - sind denn alle, die eine andere hautfarbe haben "fremd"???

     

    also ab zur lektüre von derbraunemob.de!

  • WS
    walt s

    mal ganz ehrlich liebe taz,

    da habt ihr was verschlafen und wollt euer schnarchestum als einzig gangbaren weg propagieren. antifa heißt als laut taz wegsehen und nix tun. ich bin mir nicht sicher ob ich eure einschätzung teilen mag.

  • R
    rolf

    wat sind denn dunkelhäutige? münzmalle oder zu lang aufm balkon gelegen oder wat?