Kommentar zur Gestaltung des Gendarmenmarkts: Kein Plan vom Stehen lassen
Der Senat sollte sich darin üben, Bestehendes stehen zu lassen - anstatt die Sägen anzusetzen.
Schön ist er. Wenn man den üblichen Berlin-Vermarktern Glauben schenkt, ist der Gendarmenmarkt der schönste Platz der Stadt. Der Republik. Oder gleich des Kontinents. Den Stadtplaner im Bezirk und im Senat reicht das dennoch nicht. Denn auf dem schönsten Paltz der Welt stehen ein paar Bäume, die aus einem bestimmten Winkel den Blick auf die schönsten Kirchen der Galaxie verstellen. Vom schönsten Konzerthaus des Universums ganz zu schweigen. Das geht natürlich gar nicht. Da muss die Säge sägen.
Dem gemeinen Berliner könnte das egal sein. Der kommt eh nur zum Gendarmenmarkt, wenn dort ein Weihnachtsmarkt oder eine Open-Air-Bühne die Sicht auf alles andere komplett verstellt. Ärgerlich ist die abstruse Holzfälleraktion dennoch. Denn sie zeigt zum wiederholten Male, dass Planer nur dann glücklich sind, wenn sie Umplanen dürfen. Vom Stehen lassen haben sie keinen Plan.
Die verantwortliche Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer sollte man vielleicht mal an eine Idee ihres Amtsvorgängers Peter Strieder erinnern. Der wollte einst Unter den Linden alle Linden fällen und um ein paar Meter neue pflanzen lassen. Die Idee war so prima, dass sie prompt in den Schubladen verschwand, als der bis dahin sehr mächtige Supersenator aus dem Amt gejagdt wurde. Strieder ist heute längst vergessen. Die Linden Unter den Linden aber stehen immer noch an ihrem angestammten Platz. Dieses historische Ereignis sollte unbedingt Vorbild für die Gestaltung des Gendarmenmarktes werden.
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