Kommentar zur Ausbildungs-Reform: Das muss jetzt klappen

Warum sollen jene, die am wenigsten gelernt haben, die Schule am frühesten verlassen? Die Waldorfschule behält alle Kinder gleich zwölf Jahre.

Die Sache ist eigentlich ungeheuerlich. Diejenigen, die am wenigsten in der Schule gelernt haben, mussten bisher am frühesten gehen. Jene, die gut lernen, bekommen die meiste Zeit.

Wenn ohnehin alle in der Regel 20 Jahre alt sind, bevor sie eine Ausbildung beginnen, warum lässt man dann nicht gleich alle Schüler zwölf Jahre zur Schule gehen, wie es beispielweise die Waldorfpädagogen machen?

Dieser Vorschlag lässt vermutlich Praktiker die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn viele Schüler sind schulmüde: Sie brauchen etwas Praktisches, wie es die Produktionsschulen bieten.

Das Konzept des schwarz-grünen Ex-Senates, das auch von der SPD und der Linken mitgetragen wird, birgt viele gute Ansätze. Zunächst mal: Alle Schüler bleiben bis zur 10. Klasse. Und es gibt Ausbildungsbegleiter und Lehrer, die sich um die Berufswahl früh kümmern. Es wird versucht, die jungen Leute konkreter an die Berufsausbildung heranzubringen. Es wird versprochen, dass keiner verloren geht.

Das kann funktionieren, wenn sich der Lehrstellenmarkt entspannt. Wenn nicht, muss der Staat noch stärker gegensteuern und für eine wirkliche Ausbildungsgarantie sorgen. Frühe Berufsorientierung für Achtklässler kann auch zu Stress und Demotivation führen, wenn es im echten Leben keine Chance gibt.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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