piwik no script img

Kommentar zum NPD-ChefEin Ausdruck purer Verzweiflung

Kommentar von Sebastian Puschner

Die gewaltbereite Kameradschaftsszene hat den siechenden Berliner Verband der NPD übernommen - lange vor der Wahl Schmidtkes.

E ine "Übernahme der Berliner NPD durch Autonome Nationalisten" bedeute die Wahl Sebastian Schmidtkes zum Landesvorsitzenden der Partei, warnt der Verfassungsschutz. Tatsächlich ist dies nur das i-Tüpfelchen auf eine alte Entwicklung: die gewaltbereite Kameradschaftsszene hat den siechenden Berliner Verband der Partei längst übernommen.

Ob es um das Kleben von Plakaten oder den Aufbau von Info-Ständen geht: ohne Kameradschaftler hätte die NPD im Wahlkampf 2011 gar keinen Fuß auf den Boden bekommen. Und als die Partei in der Kneipe "Zum Henker" ihr Wahlkampfmaterial präsentierte, da war es nicht der damalige Chef Uwe Meenen, der stolz die "Gas-geben"-Plakate hochhielt und vom Kreuzworträtsel mit dem Lösungswort "Adolf" erzählte. Sondern Schmidtke.

Auch finden sich unter den NPD-Kandidaten für Abgeordnetenhaus und Bezirksparlamente seit langem Neonazis, die für Übergriffe auf politische Gegner bekannt und teils vorbestraft sind. Das hat die hiesige NPD in die parlamentarische Bedeutungslosigkeit abstürzen lassen.

Wie verzweifelt sie deshalb ist, zeigt Schmidtkes Wahl: Während sich die Bundespartei aus Angst vor einem erneuten Verbotsverfahren zumindest rhetorisch von Gewalt distanziert, setzen die Berliner auf einen, der beste Verbindungen zu gewaltbereiten Milieus hat.

Deshalb müssen die Behörden endlich mehr Priorität auf die Verfolgung rechter Straftaten legen und bedingungslos die zivilgesellschaftlichen Initiativen unterstützen, dank derer das Wirken von Schmidtke und Co. unter Beobachtung steht.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1985, ist Redakteur im Berlin-Ressort der taz und kümmert sich vor allem um Arbeits- und Wirtschaftsthemen. Vor seiner Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule in München hat er in Potsdam Politik-, Verwaltungswissenschaften und Philosophie studiert.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!