Kommentar zu den Wasserbetrieben: Das Gesetz gegen das Schweigen
Die Wasserbetriebe gehören nicht dem Senat, sondern allen Berlinern. Deshalb haben sie ein Recht auf größtmögliche Transparenz des Unternehmens.
Mit den Wasserverträgen hat Berlin nicht nur die Hälfte der Wasserbetriebe verkauft. Auch die Deutungshoheit über die Frage, welche Informationen relevant für die Öffentlichkeit sind, wurde aufgegeben. Der von der großen Koalition aus CDU und SPD gestellte Senat versprach den Konzernen im Jahr 1999, dass über alle Inhalte aus dem Vertrag geschwiegen werden soll. Diese Omertà hielt: Bis heute werden die Berliner mit der Erklärung abgespeist, dass ihre hohen Wasserpreise mit Vereinbarungen zusammenhängen, deren Details geheim bleiben sollen.
Natürlich haben Unternehmen im Prinzip ein Recht darauf, dass ihre Geschäftsgrundlagen unter Verschluss bleiben. Doch bei normalen Unternehmen haben Kunden auch eine effektive Möglichkeit, sich gegen Abzocke zu wehren: Sie können den Anbieter wechseln. Die Wasserbetriebe haben dagegen ein Monopol. Wenn aber alle Bürger verpflichtet sind, diesen Anbieter zu benutzen, muss der im Gegenzug zu maximaler Transparenz verpflichtet werden.
Die SPD sieht die Privatisierung der Wasserbetriebe inzwischen als Fehler - und will die negativen Folgen abmildern. Dazu gehört auch, endlich Klarheit zu schaffen, zu welchen Bedingungen die Wasserbetriebe damals verkauft wurden. Und alle Bürger haben ein Recht, darüber informiert zu werden. Schließlich gehörten die Wasserbetriebe ja nicht dem Senat, sondern allen Berlinern. Die Transparenz sollte daher nicht nur bei der Privatisierung bestimmter Unternehmen der Daseinsvorsorge gelten, wie es die Koalition will, sondern bei allen landeseigenen Unternehmen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören