Kommentar zu Windkraftgegnern: Aufklären statt einknicken
Den Anwohner von Windkraftanlagen muss besser vermittelt werden, warum erneuerbare Energien notwendig sind.
So ein Atomkraftwerk ist unglaublich attraktiv. Fotogen steht es in der Landschaft herum, keine dichte Rauchwolke, die das Bild trübt, nur ein paar dekorative Wölkchen, die über den Kühltürmen schweben. Kein Dreck und Gestank wie bei Kohlekraft. Kein Lärm und Schlagschatten, wie bei Windkraft. Und wenn nach 20 Jahren neben dem AKW der Schilddrüsenkrebs kommt - nun ja, dann kann es ja auch das Rauchen gewesen sein.
Windkraftanlagen vermitteln dagegen mit jedem Rotorenschlag für die Menschen in direkter Umgebung: Ich bin da. Wer das als störend empfindet, will die Windkraft zumindest nicht in Sichtweite des eigenen Hauses haben. Das führt dazu, dass das "Not-in-my-backyard-Syndrom" bei Windkraft offensichtlich stärker ausgeprägt ist als bei anderen Energiequellen. Zumindest in Brandenburg.
Doch wäre es falsch, Windkraft in Frage zustellen, weil 20.000 von 2,5 Millionen Brandenburgern sie nicht in ihrer Nähe haben wollen. Vielmehr muss es gelingen, den Anwohnern klarzumachen, warum erneuerbare Energiequellen nötig sind. Dazu gehört es auch, zu vermitteln, was vielen selbstverständlich erscheinen mag: Ja, es gibt einen Klimawandel. Ja, der ist menschengemacht. Nein, Atomkraft ist nur für den eine Lösung, der großzügig über Sicherheitsrisiken hinwegsehen kann. Einbindung der Betroffenen in demokratische Entscheidungsprozesse sollte ebenfalls dazu beitragen, Vorbehalte abzubauen.
So kann der aufgeklärte Bürger auf der anderen Seite ein aufgeklärter Verbraucher sein - der sich auch dafür entscheidet, den eigenen Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen.
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