piwik no script img

Kommentar zu VideoüberwachungUnschärfe macht blind

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Wer Videoüberwachung in U-Bahnhöfen will, der muss auch evaluieren, ob das etwas bringt. Dafür ist das Thema datenschutztechnisch zu heikel.

Bei den 17 Spielen der Bundesligahinrunde mit Hertha BSC fielen 52 Tore. Bei den Partien mit Bayer Leverkusen nur 48. Das klingt nach einem Erfolg für die Berliner. Doch Hertha steht auf dem letzten Platz, Leverkusen hingegen ganz oben. Selbst Sportsenator Ehrhart Körting dürfte klar sein: Die Gesamtzahl der Tore sagt nichts. Man muss schon wissen, welches Team sie erzielt hat.

In den zwei Jahren, in denen die Polizei die Videos der BVG auswerten darf, halfen die Bilder bei der Ermittlung von fast 300 Tatverdächtigen. Das klingt nach einem Erfolg für die Videoüberwachung, sagt tatsächlich aber gar nichts. Denn nicht einmal Innensenator Ehrhart Körting weiß, ob es sich bei Verdächtigen auch um Täter handelt. Und ob sie nicht auch ohne Kamera ermittelt worden wären.

Dabei wüsste man tatsächlich gern, ob dem weitreichenden Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Bürger Fahndungserfolge der Polizei gegenüberstehen. Denn dann wäre eine sachgerechte Güterabwägung möglich. Doch wenn etwas fehlt im Staate Berlin, dann die stichhaltige Analyse der Istzustände.

Stattdessen wird mit halbgaren Zahlen alles Mögliche begründet. Zum Beispiel der Ausbau der Videoüberwachung. Neue Kameras liefern schärfere Bilder. Ohne neue Zahlen aber bleibt die Politik blind.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • FP
    Frank Pachura

    Kurz und knapp, einfach Genial.

    Danke für diesen Kommentar.

     

    Und ich frage mich mal wieder warum das nicht jederfrau, jedermann und jedem Volksvertreter einleuchtet.