Kommentar zu Parks: Mehr Gemeinsinn, Bürger!
Die Berliner Parks sind vermüllt. Das ist ein Armutszeugnis für die Menschen dieser Stadt.
Jedes Jahr im Sommer geben Berliner Parks und Grünflächen das gleiche traurige Bild ab: Statt satter Wiesen und Blumenpracht steht knöchelhoch der Müll. Essensreste zwischen Pappbechern, Bierflaschen und Schokoladenpapier - bricht der Abend herein, scheinen Picknicker und Partyfreunde keine Scham mehr zu kennen. Der Bezirk, die Müllmänner, sie werden den Dreck schon wegräumen. Überhaupt, wenn der Nebenmann oder die Nebenfrau sich so saumäßig aufführen, darf ich das auch. Oder?!
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt jährlich 600.000 Euro aus, um die Parks zu säubern. Den Gedanken, was die klammen Kämmerer mit dieser Summe Sinnvolles anstellen könnten, einmal beiseitegelassen: Es ist ein Armutszeugnis für die Menschen dieser Stadt.
Wer in die Alpen fährt, wird immer wieder überrascht von der Unberührtheit der Natur - und der reinen Luft. Nach Müll stinkt es dort nämlich nie. In den Hütten stehen keine Abfalleimer, sondern Schilder, auf denen es heißt: "Wohin gehört der Müll? Ins Tal natürlich!" Und (fast) alle halten sich daran; sie tragen Bananenschalen und Müsliriegelverpackungen zurück ins Dorf.
Spießig? Konservativ? Vielleicht. Und eine Garantie, dass die Berge auch in Zukunft noch halten, was sie versprechen, nämlich Erholung, Ruhe und Rückzugsraum für Mensch, Tier und Pflanzen.
Die Berliner können das ebenfalls schaffen. Sie müssen ihren Abfall nicht einmal stundenlang im Rucksack umherschleppen, sondern nur bis zur Tonne zu Hause. Zur Belohnung dürfen sie sich im Park wieder auf sauberem, kräftigem Gras ausstrecken, Kinder können bedenkenlos toben. Ein bisschen Gemeinsinn auch in der Großstadt ist nicht zu viel verlangt.
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