Kommentar zu Liquid Feedback: Mehr Moabit wagen!
Auch wenn es popelig klingt: Moabit erforscht nichts geringeres als die Zukunft unserer Demokratie.
A n welcher Straßenecke künftig die Tram in Moabit abbiegen soll, darüber dürfen die Bürger dort bald per Liquid Feedback mitbestimmen. Das Thema klingt popelig und nebensächlich. Ist es aber nicht. Tatsächlich erforscht Moabit nichts Geringeres als die Zukunft unserer Demokratie.
Denn diese spielt sich erst einmal vor der eigenen Haustür im Bezirk und nicht im Bundestag am Pariser Platz ab. Wie die Moabiter Turmstraße in zehn Jahren aussieht, ist für viele dort wichtiger als jede Parteiendiskussion über das Betreuungsgeld.
Zum Beispiel Lichtenberg
Weil einzelne Lokalpolitiker das verstanden haben, ist direkte Demokratie à la Liquid Feedback in den Bezirken nichts ganz Neues: Lichtenberg etwa hat seit Jahren einen Bürgerhaushalt, über den jeder Einfluss auf die Finanzpolitik des Bezirksamts nehmen kann. 6.000 von 260.000 Lichtenbergern haben sich in der letzten Runde daran beteiligt. Natürlich sind das noch viel zu wenige. Aber in einer Gesellschaft, die seit Jahrzehnten auf die Delegation politischer Entscheidungen an Parteien und Politiker geprägt ist, ist das kein Wunder.
Deshalb kann unsere Demokratie jeden Versuch neuer Beteiligungsformen gebrauchen. Online wie offline, in Moabit wie überall.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht