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es gibt eigentlich kaum sagbares, das noch solch heftige reaktionen hervorzurufen imstande ist, wie die von triers.
ich selbst musste ersteinmal lachen als ich die aussschnitte sah. die anspannung in den gesichtern der anwesenden, dann haut trier auf den tisch und sagt "okay, i´m a nazi!", als würde er den folgenden skandal schon vorweg nehmen - und alle lachen erleichtert oder fassungslos auf.
im übrigen hat er nicht gesagt israel sei ein "ärgernis". das wurde z.b. im spiegel mal so oder aber auch, er sagte wörtlich "pain in the ass", also nervig, nervtötend übersetzt. was denn nun? es ist doch schon ein unterschied, ob man israel als ärgernis bezeichnet und ihm somit das existenzrecht abspricht oder es einfach als nervtötenden dauerbrenner in den nachrichten ansieht. denn beim thema israel schalte ich auch schon seit längerem auf durchzug ...
Es ist schade, dass nirgendswo in der deutschen Presse eine objektive Diskussion über diesen "Vorfall" stattfindet. Unglaublich, wie man absichtlich alles missversteht, neu interpretiert und in allem eine "Provokation" sucht. Dabei waren seine Worte keinen einzigen Artikel wert.
Die Pressekonferenz war absolut harmlos. Ein Künstler, der sich in Sätze verzettelt und mit Hitler witzelt. Aber nein, die ganze Nazi-Ideologie muss neu aufgerollt werden und es muss sofort jemand bestraft werden. Ein jüdischer Festival-Chef verbannt den "Nazi" und die Gerechtigkeit triumphiert.
Die deutsche Presse fidnet es auch "gerecht" und stempelt einer der begabtesten Regisseute der Welt als "dumm" ab. Das erinnert an Streitigkeiten zwischen Kindern, die am Ende einfach "Du bist dumm" sagen.
Traurig, dass sich unsere Gesellschaft immer noch über solche Äußerungen absichtlich empört und eine enthusiastische Hexenjagd nach dem "dummen" von Trier startet. Was versteht denn schon dieser Regisseur von Kunst, Filme, Musik oder Geschichte - seine Taten lassen sich nur mit einer Krankheit erklären. Am besten bestrafen, verbannen, wegsperren, damit er sich in Zukunft 100 Mal vorher überlegt was es sagt...
...ich glaube es gibt einen Begriff, wie man solch eine Vorgehensweise bezeichnet.
Soweit ich weiß, hat er kurz vorher gesagt er würde gerade an einem Hardcoreporno mit Kirsten Dunst drehen - ernst zu nehmen war er also eh nicht.Trotzdem, Cannes kann nur so richtig reagieren. Jedenfalls habens die Dänen voll drauf die letzten globalen Fettnäpfchen zu finden...
In meinem Beitrag 19.05.2011 16:29 Uhr war die Original-Rede gemeint, kein Interview.
Inzwischen habe ich gelernt, dass sich der Herr auch schon für Gott hielt; auch mal behauptete er wäre ene Frau.
Ich glaube, der hat wirklich ein Problem.
Ich kann nell nur zustimmen. Habe heute noch einen Artikel auf der times website gelesen, der sich ueber den Rauswurf aufregt. Aber verdammt nochmal, in so einem Fall ist Rauswurf Pflicht, hier geht es um die Reputation des ganzen Festivals und vor allem auch darum, Position zu beziehen, und zwar ganz deutlich. Gerade in solchen Faellen, in denen Prominente ihre antisemitische Gesinnung enthuellen, muss immer wieder klipp und klar deutlich gemacht werden, dass diese Art von Meinungen grundfalsch ist und abgelehnt wird. Ich finde freedom of speech muss seine Grenzen haben, und wie einem schlecht erzogenen Kind (was auf Lars von Trier uebrigens allemal zutrifft) muss man solchen Leuten ihre Grenzen zeigen. Basta.
nachdem offensichtlich auch mein softer kommentar zu hart war, hier nun, speziell für die freischaltredakteurin, ein link zu einem dezidierter kommentar, inkl besserem kontext der situation. vom spiegel, der mir in diesem fall klar was wert ist...
eigentlich hat es mich nicht sonderlich erregt, denn obwohl ich ein glühender fan seiner 'hospital'- serie war/bin, habe ich doch schon des öfteren sätze aus seinem munde (von trier) vernommen, die mich haben stutzen lassen, oder besser mich in dem glauben belassen haben, dass die mediale aufmerksamkeit, die ihm allerorts zuteil wird, schlicht und ergreifend seinem verstand zugesetzt haben...nicht jeder kann mit erfolg umgehen, manchem haut's einfach die sicherung raus, sprich:
der grössenwahn bricht sich bahn!
manch einer hatte sich schon beliebter als jesus gewähnt (beatles), und mit diesem bemitleidswerten knilch sind wie schon so oft im "show-business" die 'pferde durchgegangen'...nach dem motto:
wie kann ich noch auf diesem 'vanity-fair' punkten?
was sage ich damit die restliche welt kurz den atem anhält?
wie mache ich mich 'unsterblich'...?
er hats wieder mal geschafft und flugs ist er in aller munde, der tragische hofnarr, oder besser das kleine arschloch..!
aber vielleicht ist er nur ein armseliger masochist, der einfach geprügelt werden will..
Der kleine Lars ist vollkommen harmlos. Ein Künstler eben, der sich wie ein Halbstarker geriert und ein bisschen auf die Kacke haun will. Einfach darüber hinwegsehen, er hat sich ja auch brav entschuldigt.
Die Monströsität des dritten Reiches sehe ich allerdings nicht auf eine Person fokussiert und beschränkt, es haben ja auch 49% der deutschen Bevölkerung die Partei des "bösen" österreichischen Quereinsteigers in die Politik gewählt. Hitler ist kein Einzeltäter, sondern ein Phänomen seiner Zeit und kann nicht losgelöst vom globalen und soziologischen Kontext betrachtet und verdammt werden.
Die Doppelmoral des Festivals in Cannes ist lächerlich. Gibson einladen und Von Trier nach Hause schicken ist vollkommen absurd. Schon während der PK hat man doch gemerkt wie unangenehm ihm seine Dummheit ist. Er hat sich doch schon während des Satzes zu seiner Dummheit bekannt und damit die Brisanz abgemildert. Und bei wem dann am Ende, bei dem Satz "Ich bin ein Nazi", nicht die Ironie-Glocken läuten, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.
Ach und außerdem hat er sich im Anschluss sofort offiziell und aufrichtig entschuldigt. Natürlich war das ein vollkommen unmöglicher Scherz, aber wenn ein Festival immerzu mit dem Tabubruch kokettiert, dann kann man so einen verbalen Ausrutscher, ein provokatives Moment a la Von Trier nicht so hart abstrafen.
Das ist alles sowas von lächerlich. Besonders die allgemeine Berichterstattung.
Den einzigen vernünftigen Kommentar dazu, kann man auf Spiegel Online lesen. Ja Sie haben richtig gelesen SPIEGEL ONLINE. Hannah Pilarczyk spricht mir aus der Seele.
Er will sich nicht erklären, sondern erkannt werden. Und darin steckt unendlich viel Eitelkeit und Überlegenheitsgefühl. Indem er jegliche dumme Nachfragerei ausschließt oder mit dummen Übertreibungen lächerlich machen will (und dabei die Würde seiner Mitarbeiter/innen mit Füßen tritt), ruiniert er gerade das, was ihm selbst wichtig ist.
Seltsam nur, dass es immer wieder passiert, es war ja nicht das erste Mal.
Mit dem Zwang zum Obszönen hat das aber gar nichts zu tun, denke ich. Eher damit, dass er zwischen Gefühlen der eigenen Größe und Minderwertigkeit schwankt, wie er in Interviews schon erzählt hat.
Ich hoffe, er überlebt den Eklat, denn ein Genie ist er als Filmemacher ganz sicher.
Pech gehabt, Lars, "entartete Kunst" ist in Cannes nicht willkommen.
Dauert wohl nicht mehr lange, bis chinesische Bürgerrechtler Meinungsfreiheit für europäische Künstler fordern.
Laut meinem Medizin-Lexikon wäre Koprolalie nur eine
"Neigung zu Redensarten aus dem Bereich der Verdauungsvorgänge". Es handelt sich also im engeren Sinn nur um Kotsprache.
Da der Autor aber wohl eher allgmein auf obzöne Ausdrucksweise hinweisen wollte, würde ich den Begriff hier als nicht 100%-ig passend ansehen.
Falls ich falsch liege, möge man mich korrigieren.
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Lars van Triers Äußerungen mit Koprolalie zu erklären, erscheint mir absurd. Ist das jetzt die neue Entschuldigung für verbale Entgleisungen. Man muss angesichts der Hilflosigkeit, die man angesichts solcher Äußerungen hat, nicht mit Pseudoerklärungen und Meinungen kommen, wenn man keine hat. Auch die Aussage, das Festival tue sich keinen Gefallen und leiste der Provokation Vorschub, ist nur eine Plattitüde, die von Kommentaren gerne nach solchen Provokationen geäußert wird. Cannes muss reagieren, und kann als Festivalleitung nur so reagieren. Man darf nicht vergessen: Losgetreten hat die Sache Lars von Trier, der im übrigen nicht die erste Pressekonferenz seines Lebens gegeben hat, und sehr wohl wusste, was er tat, denn sonst hätte er sich nicht eilig nach der Pressekonferenz entschuldigt.
Ich habe das Original-Interview eben auf D-Radio verfolgt. Ich denke, entweder er ist unzurechnungsfähig oder leidet unter dem Touret-Syndrom, dann sollte er eine(n) Sprecher(in) mitbringen. Oder er ist ein Idiot. Kunst ist das jedenfalls nicht.
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Kommentar zu Lars von Trier: Der Zwang zum Obszönen
Mit Nazi-Vergleichen lassen sich mediale Aufmerksamkeitswogen in Gang setzen. Noch im zwanghaften Tabuverstoß spiegelt sich verzerrt das Monströse dieses Verbrechens wider.
Es ist es naheliegend, auf das saloppe Bekenntnis des Regisseurs Lars von Trier - "Ja, okay, ich bin ein Nazi" - mit moralischer Empörung zu reagieren. Oder, wie das Festival in Cannes, mit Rauswurf. Das wirkt konsequent. Klug ist es nicht. Denn die Empörung ist ja Teil dieses Spiels.
Nur mit Nazi-Vergleichen lassen sich noch mediale Aufmerksamkeitswogen in Gang setzen. Mit Sympathiebekundungen für Stalin oder Papst-Beschimpfungen ist das schwieriger.
Bei von Trier, der Tabus zu verletzen zu seinem Beruf und ästhetischen Prinzip gemacht hat, erscheint die Nazi-Provokation nur halb gezielt zu sein. Von Trier ist auf der Pressekonferenz in Cannes eher in diesen Satz hineingestolpert. Obwohl er selbst bemerkte, in welchen Abgrund er geriet, schien er seine assoziativen, etwas konfusen Satzreihen einfach nicht stoppen zu können.
Ähnliches mag jenen Berliner Philharmoniker angetrieben haben, der in Tel Aviv seine Hotelrechnung 1997 mit Adolf Hitler unterschrieb und sich so um Job und Ruf brachte. Um so etwas zu verstehen, hilft vielleicht ein Blick ins Wörterbuch der Psychiatrie. Es gibt Menschen, die ohne Anlass mitten in einem Gespräch obszöne Worte sagen. Wer unter diesem Symptom namens Koprolalie leidet, steht unter dem Zwang, Obszönitäten auszusprechen und Tabus zu verletzen.
Nun ist Lars von Trier kein Fall für die Psychiatrie (auch wenn manche seiner Schauspielerinnen das anders sehen). Er ist kein willenloses Opfer, sondern verantwortlich für seine Worte. Jenseits des individuellen Falls zeigt diese Affäre aber, dass der Holocaust - als universell gültiges Zeichen für organisierten Massenmord und entfesselte Bösartigkeit - von einer Art Koprolalie-Syndrom begleitet wird. Es gibt offenbar einen fast unwiderstehlichen Reiz zu verbalen Obszönitäten. Noch im zwanghaften Tabuverstoß spiegelt sich verzerrt das Monströse dieses Verbrechens wider.
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Kommentar von
Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.