piwik no script img

Kommentar zu HowogateEin Rücktritt wäre das Mindeste

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

Verstrickungen zwischen dem SPD-Abgeordneten Ralf Hillenberg und der Howoge

Eigentlich lief es für Ralf Hillenberg bislang hervorragend: Seit 1998 war er der Haus- und Hofauftragnehmer einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft, alle wussten das, und keiner wollte allzu eifrig nachbohren. Auch nicht in der SPD. So kannte man das aus Westberliner Zeiten, und so war es auch nach der Wende.

Selbst als die taz und die Berliner Zeitung aufdeckten, dass Hillenbergs Ingenieurfirma ISB den Auftrag für die Modernisierung der Wohnungen in Buch ohne Ausschreibung bekommen hatte, konnte sich Hillenberg nicht beklagen. Den Schwarzen Peter hatten nun die beiden Howoge-Geschäftsführer Hans-Jürgen Adam und Bernd Kirschner. Sie mussten nicht nur eine Sondersitzung des Aufsichtsrats über sich ergehen lassen, sondern auch eine Sonderprüfung der Aufträge in der vergangenen fünf Jahren.

Der Bestechungsversuch der Howoge an das Bezirksamt Pankow zeigt nun aber: Das System Howoge und das System Hillenberg sind nicht voneinander zu trennen. Offenbar sind sich die drei so sicher geworden, dass sie die paar Hürden, die ihrer Connection im Weg standen, sogar via Parlament aus dem Weg räumen wollten - auf Antrag Hillenbergs.

Damit ist das Fass übergelaufen. Nicht nur Adam und Kirschner müssen den Stuhl räumen, sondern auch Hillenberg. Wer seine Unabhängigkeit als Abgeordneter den Interessen als Unternehmer opfert, hat im Parlament nichts mehr zu suchen - erst recht nicht als stellvertretender Vorsitzender des Bauausschusses.

SPD-Fraktionschef Müller täte gut daran, die Causa Hillenberg nicht länger zu verschweigen, sondern die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Am 26. Juni kommt die Berliner SPD zu einem Landesparteitag zusammen, der Schwerpunkt ist die Wohnungspolitik. Nicht erst dann sollte die SPD geklärt haben, ob sie die Partei der Mieter ist - oder die des Filzes aus Wohnungswirtschaft und Politik.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

1 Kommentar

 / 
  • M
    Mitarbeiter

    Aufklärung vor dem Rücktritt

     

    „Das System Howoge und das System Hillenberg sind nicht voneinander zu trennen.“

     

    Gehören Bezirksamt und Jobcenter Lichtenberg mit mehreren sanierten Gebäuden dazu?

     

    Dominoeffekt?