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Kommentar von Johannes Kopp zu ungleichen Erwartungen im Sport, Basketball-Siegern und Fußball-VerlierernVom Spaß der anderen lernen

Es wirkte wie das kurzzeitige Aufbäumen eines Scheintoten: Gerade als beim historischen WM-Finale der deutschen Basketballer die Crunchtime angebrochen war, meldete sich der Deutsche Fußball-Bund, als wolle man sagen: Hey Leute, ihr sollt keine anderen Götter neben mir haben! Der Verband versendete die Mitteilung, dass Hansi Flick nicht mehr Bundestrainer ist.

Sonderlich sensibel war das gegenüber den just heranreifenden deutschen Basketballweltmeistern nicht. Aber der deutsche Fußball lebt auch in seinen Krisenzeiten von dem Selbstbewusstsein, über allem zu stehen. Gern wird er als Metapher für das Große und Ganze herangezogen.

So wie man einst die Wiederwahl von Helmut Kohl und Angela Merkel mit dem Gewinn von Fußballweltmeisterschaften in Verbindung brachte, stehen die jüngsten Misserfolge der deutschen Fußballerinnen und Fußballer derzeit für die Stagnation der deutschen Wirtschaft und das angeblich fehlende Leistungsdenken in der Gesellschaft.

Diese eindimensionale Wahrnehmung des deutschen Sports produziert eine Schwere, die den Fußball selbst erdrückt, weil nicht wenige Funktionäre ernsthaft glauben, dieser müsse irgendwie noch als Schwungrad für die deutsche Gesellschaft funktionieren.

Quer dazu steht nun der Erfolg der deutschen Basketballer, die erstmals einen WM-Titel gewannen. Sie konnten eine Sportromantik entfalten, weil sie gerade nicht mit Erwartungen überfrachtet wurden. Dennis Schröder schwärmte nach dem Halbfinalsieg gegen die USA von der besten Mannschaft, in der er jemals gespielt habe. Erfolg im Spitzensport hat eben nicht nur mit Leistungsbereitschaft und Härte zu sich selbst zu tun. Im besten Fall gehören Spaß, Genuss und Glücksgefühle dazu. Und die Fans lernten neben den NBA-Stars Schröder und Franz Wagner jeden Spieler für seine Fähigkeiten wertzuschätzen, weil der gemeinsame Geist jeden einzelnen auf ein anderes Niveau hob.

Die Motivationsgurus im DFB-Tross haben den deutschen Fußballern bei der WM in Katar einen Gänsefilm gezeigt, um ihnen vor Augen zu führen, was eine gut funktionieren Gruppe alles erreichen kann. Ein Spiel der deutschen Basketballer hätte es auch getan. Das ZDF ließ sich erst vor dem Finale davon überzeugen, ein Spiel dieses so besonderen Teams zu übertragen. Es war beste Werbung für weniger Eindimensionalität im deutschen Sportfernsehen. Vorrang im TV-Programm wird aber die nächsten Tage gewiss die Frage haben, wer neuer Bundestrainer der deutschen Fußballer wird.

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