Kommentar von Eiken Bruhn zu Kita-Belastungen: Ein warnendes Beispiel
Der Leiter von Kita Bremen, Wolfgang Bahlmann, hat recht, wenn er sagt, dass die Situation im Kindergarten an der Friedrich-Karl-Straße ein krasser Einzelfall ist. Dass drei Viertel der Erzieher und Erzieherinnen gleichzeitig für sich keine Zukunft mehr in einer Einrichtung sehen, kommt wirklich sehr selten vor. Dennoch zeigt der Fall exemplarisch, was der lange verschlafene und jetzt hastige und ruckartige Ausbau des Platzangebots in der Kindertagesbetreuung MitarbeiterInnen und Kindern abverlangt.
Stichwort Platzmangel: An vielen Standorten schneiden die LeiterInnen notgedrungen jedes Jahr irgendwo noch einen Raum für neue dringend benötigte Gruppen ab. Zimmer, in die sich MitarbeiterInnen in Ruhe zurückziehen können, gibt es daher nur noch in wenigen Häusern. Das wirkt besonders schwer für eine Berufsgruppe, in der viele wegen des dauerhaft hohen Lärmpegels krank werden. Stichwort Unruhe: Auch andere Kindergärten leiden darunter, dass wegen Krankheitsausfällen und Vergrößerung ständig neue MitarbeiterInnen integriert werden müssen, viele dazu noch frisch aus der Ausbildung kommen und Anleitung brauchen.
Die erst vor wenigen Jahren eröffnete Friedrich-Karl-Straße ist ein warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn neue Einrichtungen in der schwierigen Anfangsphase zu wenig Unterstützung bekommen. Wie gut ein Team zusammen arbeitet, hängt zudem von einer erfahrenen und kompetenten LeiterIn ab – und die sind genauso Mangelware wie auch die ErzieherInnen.
Wenn die Bildungs- und Kindersenatorin bis zum Jahr 2020 wirklich 55 neue Kindertagesstätten mit jeweils sechs bis sieben Gruppen eröffnen will, dann sollte sie auch erhöhte Kosten für Supervision und Teambuilding einkalkulieren.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen