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1000qm+X
Dass ein Kommentar in der Zeitung keine Information, sondern lediglich eine subjektive Meinung vermittelt, darf erwartet werden. Im besseren Fall jedoch macht er eingehend "mit Zusammenhängen vertraut" und belegt die Meinung des Schreibers. Im Kommentar "Kämpfer gesucht" scheint dies nicht das vorrangige Ziel gewesen zu sein. Im Gegenteil, seine Verfasserin verbreitet ein fatales Missverständnis, das hier richtig gestellt werden muss: Der Kommentar behauptet, die Künstler/innen auf dem Kraftwerksgelände am Bullerdeich seien mit einer Nutzungsmöglichkeit von 15 Jahren nicht zufrieden. Fakt ist dagegen, dass die Eigentümerin Vattenfall die Bestandsmieter/innen seit langem schon über die nähere, geschweige denn fernere Zukunft ihrer Mietungen im Unklaren lässt. Von 15 Jahren als Nutzungsperspektive war bisher nirgendwo die Rede, auch nicht von irgendwelchen anderen Zeiträumen. Möglicherweise hat die Kommentatorin die von Vattenfall veranschlagte Dauer der Beseitigung einer gravierenden Bodenkontamination auf dem Gelände, die sich eben auf 15 Jahre belaufen soll, im Sinn gehabt.
Die Entscheidung, wie mit dem Künstler/innen am Bullerdeich in der nächsten Zeit zu verfahren sei, will Vattenfall nach derzeitigem Stand der Dinge gänzlich einem künftigen Investor überlassen. Der soll ja auch das Kapital einbringen, um das Areal zu sanieren. Unverständlich, wieso die Kommentatorin bei diesem privatwirtschaftlichen Deal den Vergleich mit dem Gängeviertel aufmacht, bei dem die Besitzverhältnisse ganz andere und die Entscheidungen wesentlich eine Sache der öffentlichen Hand sind. Zur allgemeinen Verunklärung passt denn auch, dass im einen Halbsatz der romantische Rebell und im anderen der kreativwirtschaftliche Selbstvermarkter als Künstlertypus favorisiert wird.
Derartige Verwirrnis schadet den Künstler/innen vor Ort geradezu. Mit ihren Vorstellung bauen sie auf Vielfalt und Verlässlichkeit. Ihre Position entwickelten sie aus ihrer langjährigen Kenntnis des Standorts und dem aufmerksamen Verfolgen allgemeinerer Tendenzen in Kultur und Stadtentwicklung (aktuell hierzu beispielsweise "BID & Creative Industries" beim Hamburger Kongress "Recht auf Stadt", 03.06.11, http://kongress.rechtaufstadt.net/programm/events/75.de.html). Trotzdem kann die Künstlerinitiative Bullerdeich Vattenfalls Vorgaben, die ein Gewinn orientiertes Nutzungskonzept und die Sanierung des gesamten Areals fordern, alleine unmöglich erfüllen. Sie hat jedoch ihre Interessen und Möglichkeiten unter dem Motto "1000qm + X - mehr Raum für Kunst, mehr Künstler vor Ort!" formuliert und den interessierten Wettbewerbsteilnehmern ihre Kooperation angeboten. Und genau dafür setzt sie sich auch weiterhin ein.
Kai Bude
für die Künstlerinitiative Bullerdeich
das Image von Vattenfall ist schon lange sehr ramponiert - da helfen auch keine Künsterlnnen.
(by the way:
auch der TAZ HH würde das "I" gut anstehen)
Es hilft nur:
ENTEIGNET VATTENFALL und die Listen von UNSER HAMBURG - UNSER NETZ unterschreiben ...
Die Parteien der Mitte meinen, mit empathischer Kümmerergeste „das Ossi“ für sich gewinnen zu können. Sie sollten sie lieber zum Mitwirken auffordern.
Kommentar vertriebene Künstler: Kämpfer gesucht
Die Angst, dass Künstler nicht wieder ausziehen, treibt spätestens seit der Gängeviertel-Besetzung viele Immobilienbesitzer um.
Es ist ein schwer lösbares Dilemma, und Polemik hilft nicht weiter. Denn einerseits geschieht im alten Kraftwerk Bille jetzt das, was seitens der Politik oft als gelungenes Modell gepriesen wird: eine immerhin mittelfristige Nutzung. Die Künstler, die voraussichtlich weichen müssen, fänden aber auch 15 Jahre zu wenig.
Hier aber schließt sich der Kreis. Denn die Angst, dass Künstler nicht wieder ausziehen, treibt spätestens seit der Gängeviertel-Besetzung viele Immobilienbesitzer um. Und genau deshalb fällt es so schwer, Künstler in leer stehende Gebäude zu vermitteln.
Was also tun, zumal die Künstler bislang kein Konzept vorgelegt haben, um den Wettbewerb des Eigentümers Vattenfall in ihrem Sinne zu beeinflussen? Wie andererseits dem schwammigen Konzept des Konzerns beikommen, der "Wissenschaft, Energie, Sport und Kultur" dort vereinen will - wobei niemand weiß, was mit der Komponente "Energie" gemeint ist?
Vielleicht wäre ein Runder Tisch eine nützliche Idee. Denn Vattenfall täte gut daran, sein Image zu polieren - etwa durch die Ausweisung spezieller Künstler-Areale. Und die Künstler wären gut beraten, sich nicht als Opfer zu präsentieren. Sondern als Kämpfer mit eigener Vision. Das haben ihre Kollegen im Gängeviertel schließlich auch getan.
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Kommentar von
Petra Schellen
Redakteurin
Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
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