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Kommentar über den Vegesacker VolksmobEine Schande

Jean-Philipp Baeck
Kommentar von Jean-Philipp Baeck

In Vegesack wurden mobile Flüchtlingsunterkünfte durch Bürger und Beirat verhindert. Statt Sachargumente überwogen die Ressentiments eines rassistischen Mobs.

I n Vegesack wurde die Errichtung von Mobilbauten für Flüchtlinge durch den Beirat verhindert. Es hätte sachliche Argumente gegen die Container-Wohnungen gegeben. Es hätte diskutiert werden können, wo und ob es bessere Orte für Flüchtlinge gibt.

Doch Bürgern und der Beiratsmehrheit ging es nicht um eine Diskussion. Und nicht um das Wohl der Flüchtlinge. Staatsrat Horst Frehe wurde niedergebrüllt. Ebenso alle, die nicht kategorisch gegen die Unterkunft waren. Rassistische Kommentare wurden öffentlich vorgetragen, menschenverachtende und neonazistische Anmerkungen durch die Zuschauerreihen geraunt.

Die AnwohnerInnen haben ihre Ressentiments nicht akademisch verpackt wie in Schwachhausen und im Viertel, es waren nicht nur ein paar Verwirrte. Nein: Was im Vegesacker Beirat am Donnerstag auftrat, war ein rassistischer Volksmob.

Das Schlimmste ist: Dies wurde nicht nur zugelassen, sondern Beiratsparteien hatten die Leute mobilisiert. Die Stammtisch-PolitikerInnen von SPD bis „Bürger in Wut“ benutzten die Unterstützung gegen das Ressort. Damit haben sie sich schuldig gemacht. Die Beiratsmitglieder sind verantwortlich für das, was war, und für das, was kommt. Sie schwammen nicht nur auf der Welle der rassistischen Ressentiments, sie haben die AnwohnerInnen bestärkt. FDP-Mann Buchholz wollte VertreterInnen des Integrationsrates und des Vereins Zuflucht zum Schweigen bringen. Jene, die vom Leben der Flüchtlinge in anderen Stadtteilen hätten erzählen können. Statt von ihrer Expertise zu profitieren, wurden sie niedergebrüllt.

Schuldig gemacht hat sich auch Ortsamtsleiter Dornstedt. Vielleicht war er gekränkt, dass er aus der Innenstadt zu spät informiert wurde. Vielleicht ließ er das Horst Frehe nun durch seine Bürger wissen. Er hätte bei rassistischen Kommentaren eingreifen müssen, hätte die Sitzung abbrechen müssen. Einen Mann, der mit Neonazi-Parolen agitierte, lässt er reden. Stattdessen ermahnte er den Linken-Beirat Sabri Kurt, sachlich zu bleiben. Dornstedt hat nicht versucht, die Aggressivität zu unterbinden.

Was in Vegesack passiert ist, ist eine Schande. Und es macht Angst. Nicht auszudenken, wie es werden soll, wenn die Wutbürger richtig loslegen. Schon die Beiratssitzung erinnerte jene, die es erlebt haben, an die Zeit Anfang der 1990. Es liegt nun an allen Vernunftbegabten, zu verhindern, dass Vegesack Schule macht.

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Jean-Philipp Baeck
Investigativreporter
stv. Ressortleiter Reportage & Recherche. /// Zuvor: Produktentwickler der taz im Netz, Chef vom Dienst der taz nord in Hamburg, Redakteur und Volontär der taz in Bremen. /// Seit 2011 Journalist bei der taz, mehrere Jahre zudem auch beim Norddeutschen Rundfunk NDR. /// Soziologe und Kulturwissenschaftler, Studium in Bremen und Melbourne. /// Herausgeber von "Rechte Egoshooter - Von der virtuellen Hetze zum Livestream-Attentat", Ch. Links Verlag 2020, mit Andreas Speit /// Rainer-Reichert-Preis zum Tag der Pressefreiheit 2024 /// Threema-ID: UWSDA226 /// PGP Fingerprint: 3045 4A0E 6B81 226A A64E 0790 36BF 9C3A 6EC6 5D1F
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10 Kommentare

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  • M
    Mustafa

    Vegesack hatte schon verloren als die Grohner Düne entstanden ist!Und es ist wirklich eine Schande das die Leute ihrem Ärger erst jetzt Luft machen und von Menschen die keine Ahnung haben als Nazis beschimpft werden....armes Deutschland!

  • C
    Cometh

    "Staatsrat Horst Frehe wurde niedergebrüllt."

     

    Das ist wirklich lustig. War vielleicht auch jemand zum Polizisten unhöflich? Das wäre aber wirklich nicht etwas, was sein darf.

     

    Die Taz ist also staatstragend, wenn der Staatsrat in die richtige Richtung läuft, so so.

     

    Wie wäre es denn wenn man Pfarrer K und Anhang dort hinschickt. Mit ihrer Kampfeserfahrung könnten sie den Vegesackern ja mal zeigen, wie man richtig vorgeht und v.a. unschuldig ist.

  • SG
    Schmidt Georg

    man könnte auch sagen, gegängelte BürgerInnen habn sich mal Luft gemacht, man kanns verstehen, wenn so sogenannte Politiker mal niedergeschrieen werden, die erzählen eh nur Sch...setzen sich in ihre Dienstauto und lassen sichs gutgehen !

  • M
    M.A.K

    Antwort an Joachim Moncoq:

    Sie behaupten in ihrem Kommentar, dass in der Johann-lange-Str. die Kriminalität gestiegen ist.Ich würde Sie bitten zur Grundschule zu gehen die zwei Minuten entfernt ist und die Schulleitung dort zu fragen ob Sie etwas von ihre Behauptung mitbekommen hat. Die Johann-Lange-Str. stand auch niemals in den Schlagzeilen wegen Drogenhandel oder ansteigende Kriminalität.

  • P
    Piet

    Ich bin stolz darauf, "Volksmob" zu sein!

  • JM
    Joachim Moncoq

    Ich stehe politisch nun wirklich weit links von der Mitte, aber selbst ich weiss aus eigener Erfahrung, das die Herren Baeck, Eichler und Kirsche keine Ahnung von den Gegebenheiten vor Ort haben. Ein wenig tiefere Recherche vor Ort hätte dem Artikel und dem Kommentar gut getan, denn man kann und sollte die Ängste der Anwohner nicht einfach als "rechte Ressentiments" abtun!

     

    In Bremen - Nord gab es in den letzten 15 Jahren mehrere Standorte, an denen die Unterbringung von Flüchtlingen in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Kriminalität im umliegenden Stadtteil gestanden hat!

    Beispiele? Gerne!

    Zum Beispiel: Peenemünder Strasse, An der Lobbendorfer Mühle und Johann-Lange-Strasse. An all diesen Standorten wurden über das letzte Jahrzehnt hinaus Asylbewerber und Flüchtlinge untergebracht und an all diesen Standorten gab es in den Zeiträumen einen, mehr oder weniger starken, offenen Drogenhandel auf den Strassen.

    Man möge nur einmal die Anwohner der umliegenden Strassen fragen, denn denen graut es nämlich heute noch!

     

    Leute wie Herr Frehe oder Herr Baeck machen sich das immer sehr einfach, denn sie selber müssen weder unter den Folgen ihrer Entscheidungen leiden, noch finanziell für die Kosten derer aufkommen!

  • F
    feuerundflamme

    brandanschlag in woltmershausen, gewaltttige übergriffe von hooligans, nazibanden die vom verfassungsschutz überwacht werden müssen, rasssistische bullen die nur nach hautfarbe straftaten unterstellen, rassistisch agitierende politiker aus den etablierten parteien und nun wen sollte es ernsthaft überraschen rassistisch pöbelnde mittelstandsbürger die nachbrüllen, was ihnen seit jahr und tag wutbürger, npd und andere rassistisch/faschistische gruppierungen ins ohr flüstern. wer noch davon reden will, es handele sich in bremen um eine linksliberale stadt, die ökologisch und sozial als interessen in der bürgerschaft zum ausdruck bringt und multikulti als selbstverständnis erlebt, bei bionade und club-alternativen im viertel, verkennnt auf fatale weise, dass überall außerhalb von bildungsbürgertum und besserverdienermilleu, schon längst der braune mob aus den umliegenden dörfern agitiert und den menschen in den abgehängten stadtteilen/gruppen, die nicht mit party und lifestile glänzen, langsam aber gezielt den feind und verusacher für all die abstriche der letzten jahre, den mirganten aufgebürdet und angedichtet haben.

     

    dabei geholfen haben nicht nur ewig gestrige, sondern gut ausgebidete gut situierte menschen, die etabliert und intergriert in der mitte der gesellschaft die gesamte verantwortung für das versagen des kapitalismuses denen vorwerfen, die die ersten benachteiligten dieses system sind, den sozial ausgegrenzen und flüchtlingen dieser welt.

     

    es ist nicht mehr an der zeit den kampf verbal zu führen, sondern der erbitterte krieg ist schon lange wieder offen losgebrochen zwischen denen die sich vor die schwachen stellen und denen, die die schwachen opfern wollen. um nicht selbst die verantwortung zu übernehmen. liebe taz, hör auf nur festzustellen, fangt endlich an, klare ansagen zu machen.

     

    dieses land ist im begriff den faschismus wieder offen auszuleben und wir sind nicht mehr nur kurz davor, dass die menschen wieder dieses land verlassen müssen, um nicht ermordet zu werden, weil sie die falsche religion, die falsche hautfarbe, die falsche meinung, die falsche familie, die falsche einstellung zu staat und nation haben.

     

    bremen muss aufhören zu reden und sich hinter sachzwängen zu verstecken, sondern solidarisch anfangen zu handeln und offen den kampf gegen rechts laut und unmissverständlich in allen bereichen des öffentlichen lebens, gegen alle die menschen in wert und unwert einteilen zu führen, gegen alle die menschen ihr gleichheit zu allen anderen menschen absprechen, die menschen verfolgen wollen, oder ausschließen wollen, um sie am wohlstand und sozialer teilhabe zu hindern. ein kampf mit der ganzen kraft des solidarischen zusammenhalts und der aufklärung.

     

    nie wieder krieg,

    nie wieder faschismus,

    nie wieder deutschland!

  • RL
    Reinhard Landwehr

    Folgt noch ein Bericht über die "Schande" dieser Konzeptionslosigkeit und politischen Unsensibilität der Sozialsenatorin?

     

    Trägt sie nicht eine Mitschuld, wenn hier von "Schuld" gesprochen wird?

  • H
    Hans

    Eine Schande - dass so eine klare Abgrenzung erst jetzt passiert.

    Eine Schande, dass sich Bürger, die sich gegen den verordneten Rot-Grün-Linke - Mainstream stellen als Volksmob bezeichnet werden.

    Toll: TAZ hat Stürmer-Niveau.

    Mindestens aber BILD-Niveau.

  • H
    Hans

    Eine Schande - dass so eine klare Abgrenzung erst jetzt passiert.