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Kommentar israelischer SiedlungsbauFalsche Taktik

Kommentar von Susanne Knaul

Netanjahu lässt erst einmal nicht weiter bauen und hofft so, die USA von einem Einlenken bei den Nuklearverhandlungen mit Iran abzuhalten.

Netanjahu kann auch noch in einem Monat Wohnungen bauen lassen. Bild: ap

B islang gefiel Israels Regierung die Verknüpfung der beiden brennenden Probleme Palästinenakonflikt und atomarer Iran ganz und gar nicht. Fast fünf Jahre lang wehrte sich Benjamin Netanjahu dagegen, mit dem Joker Iran zur Entscheidung gegen den Bau neuer Siedlungshäuser gezwungen zu werden. Barack Obama hatte diesen Versuch zu Beginn seiner ersten Amtszeit unternommen. Jetzt zieht er selbst die Verbindung.

Die neuen Häuser für die Israelis, die sich südlich von Bethlehem ansiedeln wollen, auf dem Weg nach Jericho und sonst irgendwo im Westjordanland, können auch noch in einem Monat oder in einem Jahr gebaut werden. Akut gilt für Jerusalem, das aus israelischer Sicht schlechte Abkommen zwischen den mächtigen westlichen Staaten und dem Iran zu verhindern.

Die westliche Annäherung an den Iran löst in Israel existenzielle Ängste aus. Das ist legitim. Hier geht es nicht, wie im Westjordanland, um Expansionsallüren. Doch die Verbindung der beiden für Israel so brennenden Problemfelder war vor fünf Jahren schon so abstrus, wie sie es heute noch ist – als werfe man die Rezepte für Schokoladenkuchen und Gemüseauflauf zusammen. Hier 20 Gramm Zucker weniger, dafür dort eine Mohrrübe mehr. Was haben die Siedlungen mit den nuklearen Zentrifugen zu tun? Und warum sollte Teheran die Rechnung bezahlen, wenn Israel und die Palästinenser um Gebiete streiten?

Kein anderer als die Siedler selbst und die Bauherren der Siedlungen müssten für den Siedlungsbau zur Kasse gebeten werden. Mit winzigen Schritten bewegt sich die EU in die richtige Richtung, wenn sie Israels wissenschaftlichen Institutionen im Westjordanland die Unterstützung versagt. Wer in einer Siedlung lebt oder arbeitet, darf nicht gefördert werden. Und man sollte mit ihm oder ihr auch keine Geschäfte machen.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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16 Kommentare

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  • @senckbley

    komisch. Jeff Halper und das Israeli Committee Against House Demolitions (ICAHD)sehen das ganz anders und auch gänzlich ohne erwähnung von "shared DNA"

    http://mondoweiss.net/2013/11/stop-demolitions-jerusalem.html

    • @christine rölke-sommer:

      Mondo Weiss ist keine seriöse Quelle. Der Typ hatte sein Erweckungserlebnis, als er 2001 die von France 2 gefaketen Bilder der angeblichen Erschießung eines Jungen in den Armen seines Vaters über den Schirm flimmern sah. Die Halluzinationen auf seiner Seite sind ein Zerrbild der israelischen Gesellschaft, es gibt dazu interessante Abhandlungen im Netz.

      • @Senckbley:

        so so http://www.icahd.org/ ist keine seriöse quelle. senckbley senckbley - sie lassen stark nach.

        • @christine rölke-sommer:

          Das ICAHD ist genauso wie Mondoweiss ein Baustein im Mosaik der professionellen Israelhasser.

          http://nicht-mit-uns.com/nahost-infos/texte/aiiNGO.html

          Deren Geldgeber und Hintermänner berufen sich alle auf die Durban-Konferenz von 2001, auf der Arafat bezüglich Israel von Rassismus, Kolonialismus und Apartheid sprach. Derselbe Arafat, von dem – Sie erinnern sich – diese Worte zur arabischen psychologischen Kriegführung stammen:

          “We plan to eliminate the state of Israel and establish a purely Palestinian state. We will make life unbearable for Jews by psychological warfare and population explosion. . . . We Palestinians will take over everything, including all of Jerusalem.”

           

          Womit sich der Kreis dann schließt.

          • @Senckbley:

            ihr kreisverkehr ist wie immer ... langweilig. und am thema vorbei.

            dieses ist nun mal nicht die sprüche Arafats sondern die des Benjamin Netanyahu.

            und zu diesen ist nun mal die frage, wie lange sie noch 'erhört' werden. ich schätze: nicht mehr lange. denn ihre interessen werden die USA auch ganz ohne in Iran wie westbank wahrnehmen können. ohne Bibi und seine wildgewordenen siedler-monister als pain in the ass.

  • B
    Blechstein

    @ Hey Senckbley, was ist da jetzt, eine propagandistische Gegenoffensive oder eine weitere gezielte Verdummung?

  • @Christine Rölke-Sommer

    „und was genau finanzieren saudis unsichtbar in Jerusalem? immobilien?“

    http://www.israellandfund.com/en-us/background/current-arab-activity.htm

    • @Senckbley:

      abgesehen davon, dass ich das arabisch-wörterbuch zuhause gelassen habe - gilt das zionistische (wieder-)verkaufsverbot nun auch schon für palästinenserinnen?

      fraglich bleibt Ihr "unsichtbar". die tafel hängt - wo genau eigentlich? - doch gut sichtbar an einer wand. und das wohnhaussteht auch gut sichtbar in der (welcher eigentlich?) gegend herum - baut die jerusalemer stadtverwaltung/das israelische wohnungsbauministerium eigentlich keine wohnungen für palästinenserinnen? und was ist im Galil los, dass die dortigen nicht-jüdischen immobilienbesitzer selbige an andere nicht-juden verscherbeln müssen?

      Sie sehen: an Ihrer behauptung des "unsichtbaren" hängen einige fragen nach allzu sichtbarem. und natürlich immer noch die frage, was das mit zentrifugen im Iran zu tun hätte.

      • @christine rölke-sommer:

        http://blogs.jpost.com/content/french-hill-and-isaweea

        Dieser Artikel über einen Stadtteil Jerusalems zeigt recht gut, wie sich die demographische Balance vielerorts verschiebt. Wer die arabische Infiltration v.a. in Jerusalem im einzelnen finanziert, bleibt uns in dieser Gemengelage tatsächlich bis auf wenige Ausnahmen verborgen. Jedenfalls ist die Gleichung „Die Juden weiten ihre Siedlungen aus und die braven Palästinenser harren in ihren Hütten aus oder werden sogar vertrieben“ eine Propagandalüge.

  • V
    visionarychild

    Eigentlich sollten alle Immobiliengelder aus dem Ausland

    (egal ob EU, Amerika, Ölstaaten,

    Asien, Afrika) in einem Topf

    geworfen werden und in Investitionsprojekte höhster Güte, Sicherheit, Energieeffizienz, Gesundheitsqualität, Architektur mit Gärten, Tierschutzgebieten, Naherholung)

    investiert werden, welche zwingend sowohl an Araber, als auch an Juden gesponsert werden müßte. Zuviel Geld wird

    im Bieterwettstreit verbrannt ohne Bau-und Wohninnovationen

    zu Gute zu kommen.

    Wer seine

    Araber/Juden liebt, wird auch mit Nachbarn der anderen Fraktion klarkommen müssen.

    Die zukünftigen Bewohner sollten Einflussmöglichkeiten

    haben, Kommunen sollen ein eigenes Flair entwickeln können.

    Die Baumonokulturen auf den Fotos sind bedauerlich. Sowohl Araber, als auch Juden haben viel von der Welt gesehen und könnten viele Impressionen mit verarbeiten oder eigene erfinden

    oder die Tradition der Kuppelbauten und Innenhöfe etwas pflegen. Auch müßte der Tierwelt mehr Raum gegeben werden. Es gilt ein Touristenmagnet wieder zu werden. Da können die Ortschaften nicht so gleich aussehen. Da müssen Skulpturen und Parks hin, Reminiszenzen der schönsten Orte der Welt und eine eigene Farben- und Formensprache mit seltenen Tieren (Elefanten, Nashörner, Antilopen, Jaguare, Pelikane,

    Koalas, Kolibris, Tukane, Paradiesvögel, Delfine usw.).

    Das Paradies muss auf Erden wenigstens angedeutet werden!

    Davon sind die Fotos noch weit entfernt!

  • G
    Gustav

    @Sencbley

    Davon wissen wir nichts, weil

    bisher die dort lebenden, außer Ihnen, kein vollständiges Lagebild geben.

    Die Frage ist, wo kommen die Araber, die sich in Jerusalem niederlassen. Wenn sie Nachfahren der Bewohner von Palästina=Israel sind, ist das

    legitim. Sie wollen genauso an

    der heiligen Stadt partizipieren, wie die Juden.

    Aber wenn sie illegal eingewandert sind oder als reiche Ausländer den Inländern des Wohnraum streitig machen und die Entfaltungsräume streitig machen, ist das zu verbieten. Zuerst kommen das eigene Volk im eigenen Land aus

    gebürtigen Juden und Arabern zum Zuge! Sie haben nicht durch Ausländer benachteiligt zu werden. Erst recht nicht in dieser sehr angespannten Situation. Wenn die Israel=Palästina gebürtigen und friedliebenden Araber von den Ölstaaten unterstützt werden, ist das in Ordnung, weil die Juden ja auch ihre Siedlungen

    mit Geldern der amerikanischen Finanzindustrie finanzieren.

    Eigentlich sollte man beides verbieten, aber dann wäre Israel=Palästina sehr viel ärmer.

    Davon ungeachtet die Nuklearfrage im Iran und im Gesamten Nahen Osten, einschließlich Iran,Israel muss auf einen vollständigen Nuklearverzicht hinauslaufen.

    Die Amis stehen selber vor tickenden Zeitbomben atomarer Supergaus im eigenen Land.

    Die Technologie ist unverantwortbar. Und Sonne und Wind haben die alle nun wirklich genug. Es geht nur um Militärmacht und Drohpotential, nicht um Vernunft und Menschlichkeit!

  • "Expansionsallüren" mittels Siedlungen werden hierzulande besonders gerne den Israelis zugeschrieben. Weil ja angeblich jeder Leser weiß, wie böse und friedensfeindlich Wohnhäuser sind, laben sich die Zeitungen an der jahrelang eingeübten Empörung. Aber wer spricht von den saudischen Geldern, die durch unsichtbare Kanäle nach Jerusalem fließen, um dort Immobilien zu finanzieren und mittels arabischer Siedler einen stillen demographischen Kampf gegen die jüdische Mehrheit zu führen? Man will ja die einfacher gestrickten Leser nicht zu sehr verwirren...

    • @Senckbley:

      süß! "besonders gern zugeschrieben". dass Ramallah bei/neben oder um herum Safed, Nazeret, Tiberias, Afula, Dimona, BeerSheva, Ashkelon oder sonstwo im sog. kernland siedlungen errichtet, die ausschließlich von palästinenserinnen aus westbank und 'Asa bewohnt werden dürfen, wäre mir neu. und was genau finanzieren saudis unsichtbar in Jerusalem? immobilien? die müssen wohl genauso unsichtbar sein wie ihre finanzierung.

      und was hätten nun diese unsichtbaren immobilien und der stille demografische kampf mit zentrifugen in Iran zu tun?

      • M
        Max
        @christine rölke-sommer:

        Viel Spaß mit Senckbley, das ist so ein komplett argumentationsimprägnierter nebelkerzenzündender Verteidiger jedweder israelischen Politik. Machen Sie sich alo keine Hoffnungen auf Einsicht. ;)

        Aber ich freue mich, dass andere Menschen die Energie aufbringen, solchen Gestalten noch Paroli zu bieten.

  • G
    Gustav

    Ich favorisiere

    den Einigungsstaat mit repräsentativer Vertretung aller Volksgruppen in allen Parteien mit Vetorechten der Minderheiten in den Parteien

    bei minderheitsselektiven Fragen. So bliebe die historisch vorherrschende

    und seit Jahrtausende bewährte Struktur erhalten, die durch weniger

    als hundertjähriges Mißmanagement arg ramponiert worden ist.

     

    Der große Vorteil, wäre dann die Unabhängigkeit von äußeren

    Boykotten einzelner Großblöcke, die gut oder böse gemeint sein können.

    Man wäre dann gemeinsam frei, weil stets genug Alternativen existierten.

     

    Ich halte von dem Wissenschaftsboykott überhaupt nichts!!!

    Er dient der Konkurrenzverschiebung, könnte sich aber noch als Boomerang

    erweisen. Im Gegenteil, würden Palästinenser in militärisch irrelevanten Wissenschaftsdisziplinen mit integriert, wäre dies gerade ein gutes

    Zeichen zum Zusammenwachsen und geradezu förderungswürdig.

    Der größte abzuschaffende Skandal ist die Vergabe der Wohnräume

    ausschließlich an Juden und Israelis. Die Palästinenser mit einwandfreien Führungszeugnissen sollen ebenfalls dort leben.

    Idealerweise sollte man in den Gegenden Alte Leute sowohl Israelis

    als auch Palästinenser einquartieren, die respektvoll sind und gleichzeitig die gemeinsame Grenze bilden. Die kennen noch ein Leben in gegenseitigen Respekt und könnten beispielgebend sein. Außerdem brauchen sie am dringendsten den gebotenen Wohnkomfort.

  • G
    Gustav

    Das Nationalbewußtsein der arabischen Bevölkerung des zukünftigen Klein-Palästinas

    ist gespeist aus den kollektiven Demütigungen und Strafexzessen

    der Israelis egal ob schuldig oder unschuldig.

    Ich finde es logischer endlich einmal vernünftige Politik

    ohne Blick auf die Religion zu betreiben, als zwei in gegenseitiger

    Demütigung und gegenseitiger Aggression verfeindete Ethnies als Völker zu trennen.

    Der Hass sollte erst einmal geheilt werden. Gelänge dies kann dieses

    seit jeher aus Arabern und Juden bestehende heterogene

    Volk sich ihre Zukunft selbst bestimmen, anderenfalls ist

    die Einordnung in Machtblöcken höchst wahrscheinlich und damit

    ein sehr hohes Fremdbestimmungspotential gegeben.

    Die jeweils Herrschenden müßten in Einigungsstaat natürlich Macht einbüßen.

    Diese wäre aber demokratisch gerechtfertigt.

    Die Vernichter einer gemäßigten Religion, eines gemäßigten Islam, Christentums, Judentums, hätten gesiegt. Eine Zweistaatenlösung

    so unsinnig, gefährlich sie ist, sollte nur dann erwogen werden,

    wenn die Ursachen für das Leid reflektiert worden und die unabhängige

    Existenzsicherung gesichert ist, sonst werden nur neue massive

    und häufig gravierendere Abhängigkeiten geschaffen. Der jeweilige

    Sündenbock für eigenes Mißmanagement steht dann schon fest.

    Freie Nationen ohne Existenzgrundlagen, hochtraumatisiert und

    hochautoritär und militärisch überprägt, haben keine guten Startbedingungen. Freilich schaut die Welt hier noch einmal mehr hin,

    anderswo dennoch hat Israel=Palästina ihr Bestes zu geben und es möglichst ohne internationale Hilfe zu schaffen, denn die Welt

    hat sehr, sehr viele Brennpunkte!