Kommentar französische Linkspartei: Deutschland kann kein Vorbild sein

Der französische Linkssozialdemokrat Jean-Luc Mélenchon ist aus der PS ausgeschieden, um eine neue Linkspartei nach deutschem Vorbild zu gründen. Doch einiges spricht gegen ihn und gegen das Vorbild.

Einen großen, freien Platz links der französischen Sozialdemokratie gibt es auf jeden Fall zu vergeben. So hat die Sozialistische Partei (PS) ihre früheren antikapitalistischen Positionen längst hinter sich gelassen. Die traditionell stärkste Kraft der französischen Linken, die Kommunistische Partei Frankreichs (KPF), kommt heute nur noch auf knapp 2 Prozent. Einst waren es 29 Prozent. Und auch die Gewerkschaftsbewegung befindet sich auf einem Tiefpunkt.

Dieser institutionellen Schwäche der linken Organisationen steht die Suche nach linken politischen Alternativen gegenüber. Das erklärt die Wahlerfolge der französischen TrotzkistInnen. Und das weckt jetzt Begehrlichkeiten wie die des Linkssozialdemokraten Jean-Luc Mélenchon. Er ist nun aus der PS ausgeschieden, um eine neue Linkspartei nach deutschem Vorbild zu gründen.

Doch die Frage stellt sich, ob Mélenchon der richtige Mann ist. Und ob "Die Linke" ein passendes Vorbild für Frankreich sein kann. Gegen Mélenchon spricht, dass er sein komplettes politisches Leben in der Sozialdemokratie verbracht hat. Außerdem ist er in der großen Öffentlichkeit weder besonders bekannt noch beliebt.

Gegen das deutsche Vorbild spricht, dass die französische politische Nachkriegskultur völlig anders ist. Frankreich war kein geteiltes Land. Es gab keine sozialdemokratische Hegemonie in der Linken. Und anstelle des westdeutschen, parteienübergreifenden Antikommunismus existierte in Frankreich eine starke politische und kulturelle Strömung, die von der KPF bestimmt war.

Erschwerend für das Experiment von Mélenchon kommt hinzu, dass alle Abspaltungen von den großen französischen Parteien in den vergangenen Jahrzehnten politisch erfolglos waren. Dieses Schicksal ereilte den rechten Gaullisten Pasqua, der seine damalige Partei (RPR) verließ. Den Linksnationalisten Chévènement, der die PS verließ. Und den Rechtsextremen Mégret, der aus der Front National ausschied. Sie alle wurden bei den nationalen Urnengängen von ihren alten Parteien eingeholt und erdrückt. DOROTHEA HAHN

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