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Kommentar anonymisiertes BewerbenKeine Garantie für Fairness

Emilia Smechowski
Kommentar von Emilia Smechowski

Diskriminierung muss nicht mit brennenden Flüchtlingsheimen einhergehen. Vor ihr ist kein Personaler gefeit - gerade weil sie oft subtil ist.

C elle ist überzeugt: Anonymisierte Bewerbungsverfahren dämmen Diskriminierung ein und helfen so, allen Bewerbern mit gleicher Qualifikation auch gleiche Chancen zu ermöglichen. Stimmt das? Leben wir nicht in einer multikulturellen Gesellschaft, in der solche korrigierenden Maßnahmen längst überflüssig sind? Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Alter, Geschlecht - das war doch früher. Oder doch nicht?

Nein. Denn Diskriminierung muss nicht mit brennenden Flüchtlingsheimen einhergehen. Vor ihr ist kein Personaler gefeit - gerade weil sie oft subtil ist. Beispielsweise, wenn er eine Bewerberin für einen Sekretariatsjob bevorzugt, die ein hübsches Foto mitgeschickt hat. Oder sie eben deshalb vielleicht gerade aussortiert.

Zu viele Angaben in einer Bewerbung lenken ab vom Wesentlichen: der beruflichen Qualifikation. Diejenigen, die sie vorweisen können, schaffen die erste Hürde. Ganz einfach. Egal, ob sie Mohammed Yildiz heißen, 58 Jahre alt sind oder drei Jahre wegen Erziehungsurlaub im Job aussetzen mussten.

Dennoch: Das anonymisierte Bewerbungsverfahren ist kein Garant für Fairness. Ein Entscheider kann auch im persönlichen Gespräch Ressentiments hegen - und entsprechend ablehnen. Oder eben feststellen, dass Herr Yildiz perfekt deutsch spricht, ein 58-Jähriger mit Erfahrung glänzt und eine Mutter beim Wiedereinstieg in den Beruf hoch motiviert ist.

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Emilia Smechowski
sonntaz-Redakteurin
Geboren 1983 in Polen, seit 2009 bei der taz. Erst im Panter-Workshop, dann im Volontariat bei der taz Nord in Hamburg, heute sonntaz-Redakteurin. Studierte Operngesang und Sprachen in Berlin und Rom. Schreibt über gesellschaftliche und politische Themen.
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2 Kommentare

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  • MB
    Mr. Blabla

    Ach ne, welch Erkenntnis.

     

    Der Artikel würde selbst den Werken großer Philosophen im Sinne des Erkenntnisgewinn Konkurrenz machen.

     

    Schon krass einen solchen Artikel hier lesen zu müssen.

     

    Früher konnte es dem Linksliberalen Lager nicht schnell genug mit den anonymisierten Bewerbungen gehen; die ich im übrigen sehr Begrüße. Und jetzt auf einmal denkt man einen Schritt weiter und merkt, dass eine Bewerbung nicht das sofortige Eintrittstor in den Arbeitsmarkt ist sondern auch noch unangenehme Bewerbungsgespräche- und tests anstehen.

     

    Man bedenke!!! die Anonymisierte Bewerbung wurde vor allem deshalb eingeführt, damit Menschen, die von vornherein ausgesiebt werden würden, überhaubt in den Genuss kommen, zu einem Bewerbungsgspräch vorgeladen zu werden. Es ist doch klar das selbst das Bewerbungsgespräch auch nicht der sofortige Eintritt für eine Ausbildung oder einen Arbeisplatz ist.

    Es gibt so viele Gründe warum ein Bewerber von einem Arbeitgeber oder den Anbieter eines Ausbildungsplatzes abgelehnt wird. Diskriminierung aus welchen Grund auch immer wird es auch in den Gesprächen, also als Hürde nach der eigentlichen Bewerbung auch geben.

     

    Aber das Bewerbungsgespräch bietet vielen Menschen die Möglichkeit, sich zu Beweisen, sich darzustellen, zu zeigen was man ist und was man kann und einen Menschen mit Vorurteilen zu zeigen das Herr oder Frau mit Ausländischen Namen oder nicht schönen Gesicht auch einige Qualifikationen zu bieten hat, deren Bewerbungsmappen sonst immer den Retourstempel aufgedrückt bekamen.

     

    Darum geht es bei der Anonymisierten Bewerbung. Das sollte hier mal klar sein Frau EMILIA SMECHOWSKI, selber denken kann ich auch.

  • MB
    Mr. Blabla

    Ach ne, welch Erkenntnis.

     

    Der Artikel würde selbst den Werken großer Philosophen im Sinne des Erkenntnisgewinn Konkurrenz machen.

     

    Schon krass einen solchen Artikel hier lesen zu müssen.

     

    Früher konnte es dem Linksliberalen Lager nicht schnell genug mit den anonymisierten Bewerbungen gehen; die ich im übrigen sehr Begrüße. Und jetzt auf einmal denkt man einen Schritt weiter und merkt, dass eine Bewerbung nicht das sofortige Eintrittstor in den Arbeitsmarkt ist sondern auch noch unangenehme Bewerbungsgespräche- und tests anstehen.

     

    Man bedenke!!! die Anonymisierte Bewerbung wurde vor allem deshalb eingeführt, damit Menschen, die von vornherein ausgesiebt werden würden, überhaubt in den Genuss kommen, zu einem Bewerbungsgspräch vorgeladen zu werden. Es ist doch klar das selbst das Bewerbungsgespräch auch nicht der sofortige Eintritt für eine Ausbildung oder einen Arbeisplatz ist.

    Es gibt so viele Gründe warum ein Bewerber von einem Arbeitgeber oder den Anbieter eines Ausbildungsplatzes abgelehnt wird. Diskriminierung aus welchen Grund auch immer wird es auch in den Gesprächen, also als Hürde nach der eigentlichen Bewerbung auch geben.

     

    Aber das Bewerbungsgespräch bietet vielen Menschen die Möglichkeit, sich zu Beweisen, sich darzustellen, zu zeigen was man ist und was man kann und einen Menschen mit Vorurteilen zu zeigen das Herr oder Frau mit Ausländischen Namen oder nicht schönen Gesicht auch einige Qualifikationen zu bieten hat, deren Bewerbungsmappen sonst immer den Retourstempel aufgedrückt bekamen.

     

    Darum geht es bei der Anonymisierten Bewerbung. Das sollte hier mal klar sein Frau EMILIA SMECHOWSKI, selber denken kann ich auch.