Kommentar Zusatzrente: Ganz private Altersvorsorge
CDU und SPD liegen mit ihren unklaren Konzepten zur Rentenergänzung nah beieinander. Keiner kann sich dabei profilieren.
M an kann sich schon denken, wie das jetzt weitergeht mit der Rentendebatte. Nämlich gar nicht. Denn allmählich wird sowohl den CDU- als auch den SPD-SozialpolitikerInnen klar, dass sich mit dem Streit über die Aufstockung von Kleinrenten wahltechnisch kein Blumentopf gewinnen lässt.
Zu unklar bleibt, woher das Geld für die Rentenergänzung eigentlich kommen soll. Zu schwierig sind die Gerechtigkeitsfragen, wer denn nun genau die Zusatzrenten kriegen soll. Zu ähnlich sind sich die Konzepte aus Union und SPD, als dass sie jeweils der politischen Profilierung dienen könnten.
Schon die genannten Summen von 850 Euro Brutto für „Solidar-“ oder „Zuschussrente“ sind ja irreführend. Netto kommen da Summen heraus, die mancherorts unter den Werten liegen, die Alte in der Grundsicherung heute schon bekommen.
Es gibt also durchaus Grund anzunehmen, dass es zu einer Art wechselseitigem „Appeasement“ der Parteien kommen könnte: Machen wir uns gegenseitig die Hölle nicht heiß, dämpfen wir die Debatte, hoffen wir, dass das Thema sich noch ein bisschen aufschieben lässt.
Vielleicht wird improvisiert
Doch das schafft das Problem nicht vom Tisch, denn die Erwerbsbiografien von gering verdienenden Frauen, die nicht mehr über den Ehemann abgesichert sind, nehmen zu.
Wenn nichts passiert, wird vielleicht improvisiert: Es könnten sich private Alterskonstruktionen entwickeln, in denen Erwerbstätige die Aufstockung ihrer Kleinrente auf Höhe der Grundsicherung fest einplanen – und ein wenig Erspartes irgendwo „schwarz“ bunkern, um die Altersarmut später abzumildern.
Diese „private Altersvorsorge“ wäre die letzte Selbsthilfe, wenn das Rentensystem für die Einzahler seine Legitimität verliert. Und für die Politik ein Offenbarungseid.
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