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Kommentar Wirtschaft sponsert UniProvinzunis gehen leer aus

Kommentar von Christian Füller

Die Spendierfreude der Wirtschaft nützt den Elitehochschulen, die anderen Hochschulen gehen auch hier leer aus. Wir brauchen endlich eine Exzellenzinitiative - für die Lehre.

E s ist noch nicht lange her, da waren die Herren der Wirtschaft gar nicht gut auf die deutschen Unis zu sprechen: Massenunis, miserable Ausbildung, mediokre Absolventen, so lauteten die Vorwürfe. Entsprechend steckten die deutschen Großunternehmen ihr Geld lieber in amerikanische Universitäten. Oder sie gründeten mit viel Tamtam in Berlin die European School for Management and Technology (ESMT) als "Harvard an der Spree".

Und heute? Spricht keiner mehr von der ESMT. Dafür haben Industrie und private Großspender jetzt einen neuen Adressaten für ihre Millionenspenden gefunden: die staatlichen Universitäten - besonders jene, die sich mit dem neuen Label "Eliteuni" schmücken können. Dorthin gehen neuerdings dreistellige Millionensummen.

Zunächst einmal ist das eine gute Nachricht, denn die deutschen Hochschulen leiden an einer beinahe 30-jährigen Auszehrung. Seit dem sogenannten Untertunnelungsbeschluss von 1977 - besser bekannt als "Öffnung der Hochschulen" - sind die Studentenzahlen explodiert, doch die staatlichen Zuschüsse sind, von der Medizin abgesehen, quasi auf dem gleichen niedrigen Niveau verharrt. Wenn jetzt frisches staatliches Geld und hintendrein noch private Kohle kommt, kann das den unterfinanzierten Unis nur helfen.

Die Exzellenzinitiative macht die deutschen Universitäten zwar attraktiver - aber eben nicht alle. Der Reichtum eines kleineren Teils der Unis lässt die Armut des größeren Teils der Hochschulen nur umso deutlicher sichtbar werden. Das Problem liegt in der Breite der Hochschulbildung, vor allem in den Provinzen. Dort wird man niemals den Titel einer Eliteuni ergattern. Doch auch dort brauchen die - hoffentlich vielen! - Abiturienten die Möglichkeit, eine solide akademische oder technologische Ausbildung zu bekommen.

Auch dafür wäre eine Exzellenzinitiative nötig, und zwar eine für die Lehre. Doch die wird, so wie es aussieht, nicht die Wirtschaft finanzieren. Das muss der Staat übernehmen - genauer: die Länder. Die aber geben schon seit 30 Jahren zu wenig Geld für ihre Hochschulen aus.

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2 Kommentare

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  • FT
    Felix T.

    Nehmen wir an, Roland Berger schlägt morgen vor, Gerichte dürfen von Firmen Gelder erhalten. Die Justiz ist überlastet und ein Ausbau der Kapazitäten geht nur, wenn private Investoren einsteigen. In der taz würde das wahrscheinlich dann so kommentiert: "Die Gerichte in der Provinz ziehen den Kürzeren." Denn niemand macht sich in der taz Sorgen um die Demokratie dieses Landes, die qua (Teil-) Privatisierung öffentlicher Institutionen sehr akut gefährdet ist.

     

    Nur mal zur Erinnerung angeführt Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes: "Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei." Diese Freiheit kann nur vollständig realisiert werden, wenn sie vor wissenschaftsfremden Interessen geschützt wird. Gemeint ist auch die Freiheit von religiösen, staatlichen und merkantilen Verpflichtungen. Einzig ihrer eigenen Freiheit ist die Wissenschaft verpflichtet.

     

    Ich wünsche mir einen etwas differenzierteren Blick auf die Dinge, als in diesem Kommentar. Die Sorge, dass die Wirtschaft immer mehr Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse bekommt, ist doch überall sehr groß. Zum Teil wird dieser Einfluss sogar in neuen Gesetzen vorgesehen. Das macht mir - und sicherlich auch anderen Menschen - geradezu Angst.

  • S
    Siggi

    Warum erhöht man nicht die Steuerlast für die Unternehmen und finanziert damit gut ausgestattete Unis, genau solche, wie sie gebraucht werden? Geld scheint ja wohl ausreichend vorhanden zu sein, wie man an den freiwilligen Millionenspenden sieht.

     

    Dann wäre man nicht dem unzureichenden Sachverstand der Unternehmer ausgeliefert und könnte die Verteilung der Gelder demokratisch legitimiert und mit gesellschaftlicher Verantwortung regeln.