piwik no script img

Kommentar WinternotprogrammAngebot und Nachfrage

Gernot Knödler
Kommentar von Gernot Knödler

Wenn die Unterkünfte jetzt schon voll sind, ist es Zeit, dass der Senat weitere Plätze schafft. Dass er sich darauf einstellt, ist nicht erkennbar.

D as Winternotprogramm für Obdachlose dem Bedarf anzupassen, ist eine schwierige Sache. Schließlich entzieht sich die Zielgruppe naturgemäß der Statistik. Dazu kommt die Eigenart dieser Klientel, für die gewisse Arten der Unterbringung, etwa Massenunterkünfte, ungeeignet sind.

Geht man von den Zahlen vom vergangenen Jahr aus, als maximal 280 Menschen durch das Winternotprogramm ein Obdach fanden, müsste die Sozialbehörde mit einer Startzahl von 250 Plätzen ganz gut liegen. Doch zum einen ist nicht klar, wie viele Leute letzten Winter abgewiesen wurden oder bestimmte Unterkünfte mieden, etwas aus Angst, beklaut zu werden.

Zum anderen scheint sich die Nachfrage nach Plätzen für diesen Winter stark erhöht zu haben. Wenn die Unterkünfte jetzt schon voll sind, ist es Zeit, dass der Senat weitere Plätze schafft. Dass er sich darauf einstellt, ist – abgesehen von vagen Ankündigungen – nicht erkennbar.

Und vor allem ist nicht erkennbar, dass sich Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) um die seit Jahren von den Sozialverbänden geforderten überschaubaren Unterkünfte mit Rückzugsräumen kümmert, die auch angenommen werden. Nur dann wird sein Versprechen „niemand muss auf der Straße schlafen“, das er mit dem Relativsatz „solange er es nicht will“ versehen hat, nicht zur Ausrede.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gernot Knödler
Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • OK
    Otto Keule

    Die Naivität mancher Gutmenschen ist kaum zu übertreffen: Falls noch mehr Plätze angeboten würden, kämen Obdachlose aus Bochum, Leipzig usw. So geht das nicht. Wir haben längst ausreichen Plätze in Hamburg für hamburger Obdachlose.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Jede und jeder braucht ein Dach über den Kopf

    Die Zahl der menschen steigt in deutschland und anderswo,die kein festes Dach über dem Kopf haben.tendenz steigend.

    Niemand sollte auf der Straße dahin siechen und schlafen müssen.

    Hier geht es um Menschen ,Mitmenschen.Nur aus vorhandener Not sollten keine Geschäfte gemacht werden,was Mitmenschlichkeit,Barmherzigkeit,Nächstenliebe anbetrifft.Nur gegen Bares witd Leistungen erbracht,was die Kirchen und die wohlfahrtsverbände anbetrifft.Erfolgen keine Zahlungen ist es mit der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit aus,meistens zum 31. März eines jeden Jahres.

    Kirchenleute appelieren immer an die Gläubigen den wohnungs-und Obdachlosen zu helfen,nur für sie trifft dies meistens nicht zu.Die Freie und Hansestadt Hamburg ist ene reiche Stadt unter den Städten in Deutschland,hier sollte es möglich sein Notunterkünfte aus den hut zu zaubern,wie auch was das Land Berlin,zugleich Bundeshauptstadt betrifft.

    Aber die wohnungs-und Obdachlosigkeit ist nicht mit

    dem Stichtag 31.März beendet,sondern diese existiert auch in der wärmeren Jahreszeit.

    Die Motive für die wohnungs-und Obdachlosigkeit mögen vielfältig sein,Verlust des Areitsplatzes,Tod der Eltern,Schedung,Wohnungs-und Obdachlose bleiben Menschen.Dies sollten sie auch erleben und erfahren in ihrem Alltag und nicht wie Menschen zweiter Klasse,Untermenschen behandelt werden.