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Kommentar WinternotprogrammEine Frage der Humanität

Kommentar von Sven-Michael Veit

Mehr als 1.000 Obdachlose gibt es in Hamburg. Der Bedarf ist deutlich höher. Und deshalb muss auch in diesem Winter wieder mit Erfrorenen gerechnet werden. muss.

A lle Jahre wieder kommt die Beteuerungsformel aus der Chefetage der Hamburger Sozialbehörde. Niemand müsse im Winter auf der Straße schlafen, der das nicht möchte, verkünden immer im November die jeweils regierenden SozialsenatorInnen, ganz gleich welcher Partei. Auch dieses Jahr, und auch dieses Mal stimmt es wieder nicht.

Mehr als 1.000 Obdachlose gibt es in Hamburg, etwa nur für jeden vierten steht ein Schlafplatz in einer städtischen Unterkunft zur Verfügung. Schon rein rechnerisch kann das nicht gut gehen, und auch menschlich wird es das nicht. Der Bedarf ist deutlich höher, und alle wissen das. Und alle wissen auch, dass folglich auch in diesem Winter wieder mit Erfrorenen gerechnet werden muss.

Wenn die Unterkünfte aber jetzt schon voll sind, ist es notwendig, weitere Plätze einzurichten. Dass das passiert, ist so recht nicht erkennbar. Und es ist auch nicht ersichtlich, dass die seit Jahren von den Sozialverbänden geforderten kleineren Unterkünfte mit Rückzugsräumen eingerichtet werden, in denen sich die Betroffenen vor Diebstahl und Schlimmerem halbwegs sicher fühlen können.

Sicherlich ist das Problem nicht so einfach zu lösen. Und sicherlich ist die Klientel auch nicht allzu pflegeleicht. Doch gerade die braucht Hilfe. Dabei es geht nicht um Luxusunterkünfte, und es geht nicht um Unsummen an Geld. Es geht um eine Frage der Humanität.

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Hamburg-Redakteur
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6 Kommentare

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  • H
    HamburgerX

    Aufpasser, da müssen Sie aber viel falsch gemacht haben. Ämter dürfen deutsche Transferempfänger nicht ohne Not obdachlos werden lassen. Ansonsten bekommt man Sozialwohnungen in Deutschland hinterhergeschmissen (natürlich nicht im Lieblingsstadtteil). Ähnlich ist es mit Hartz4. Selbst wenn man alle Sanktionen einfährt, erhält man noch Gutscheine. Verhungern tun in Deutschland Erwachsene wirklich nur am freiwilligen Extremfasten.

  • RB
    Rainer B.

    @Subkultur

     

    Wenn Sie das ernsthaft interessiert, dann fragen Sie doch einfach mal einen der Betroffenen!

    Antworten sollte man immer da suchen, wo sie auch gegeben werden können.

  • A
    Aufpasser

    @ Subkultur

    Also gemessen an ihrer Aussage, können sie nicht aus Hamburg kommen und auch in keinster Weise darüber informiert sein, wie es hier auf dem Wohnungsmarkt aussieht.

     

    Sie glauben allen ernstes, mensch geht "zeitig" (wann auch immer das sein mag) zum Amt, sagt mensch bräuchte eine Wohnung und bekommt diese dann?

     

    Können sie mir bitte sagen, um welches Amt es sich dabei handelt? Denn wie es der Zufall so will, bin ich auch einer dieser "Sozialhilfeempfänger" der keine Wohnung hat, seit über 3 Jahren (!!) eine solche sucht und in dieser Zeit durchgängig in einer "öffentlichen Unterbringung" lebt (sofern man dies überhaupt leben nennen kann). Auf 12m²! das Amt zahlt für diese 12 m² knapp 300 Euro monatlich an eine Immobilienfirma mit Bürositz am noblen "neuen Wall". Scheint ein lukratives Geschäft zu sein.

     

    Des weiteren gehen sie davon aus, dass jede_r Wohnungs- bzw. Obdachlose auch staatliche Sozialleistungen beziehen würde. Dem ist allerdings leider nicht so. Ob nun freiwillig oder nicht ist dabei nebensächlich.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Wohnungs-udObdachlosigkeit basiert cht nur in der kalten Jahreszeit.

    Als halbe Nächsten-und Barmherigeit kann man es bezeichnen,was die Notunterkünfte für wohnugs-und Obdachlose betrifft.Nur im Winter gibt es Zahlungen,in form der Kätehlfe.Dies nehmen die Träger gerne in Anspruch und verkaufen dies dan als Nächsten-und Mitmenschicheitsliebe.

    Wenn man hinter den Kulissen schautkönnen einen die Haare zu Berge stehen.

    Von den kanzeln wird immervon Mitmenschickeit,Dakonie und Cartas gesprchen nur die dies tun tun selber nichts in dieser hinsicht,wie z.B. Ralf Meister derzeitiger Landesbschof der ev.luth. Landeskirche Hannovers.

    Die irchen verluieren zunehmend an ansehen und Glaubwürdigeit hervorgerufen durch Mensch3en die ihr Brot bei der kirche verdienen.

    .

  • S
    Subkultur

    Mir hat immer noch keiner erklaeren koennen, warum die Herrschaften nicht zeitig auf dem Amt erscheinen und (wie jedem berechtigten Sozialhilfeempfaenger moeglich) eine vom Amt bezahlte Wohnung beantragen. Da ist doch keiner erst seit vorgestern auf der Strasse...

  • RB
    Rainer B.

    Es geht in der Tat nicht um Unsummen, aber dennoch werden die Prioritäten in Hamburg anders gesetzt.

     

    Erstmal müssen überflüssige Prestigeobjekte wie die Elbphilharmonie mit Geld vollgepumpt werden und natürlich muß auch die ganze Garde unfähiger und selbstgefälliger Politiker versorgt werden. Wenn dann noch was übrig sein sollte, wird man sich vielleicht auch mal ernsthaft mit dem Problem Obdachlosigkeit beschäftigen.

     

    Nirgendwo gibt es mehr leerstehende Bürogebäude, die selbstverständlich im Winter beheizt werden, als in der Hansestadt. Es wird längst nicht mehr für Menschen gebaut, sondern allein für Steuermodelle.

     

    Was soll man einem Senat eigentlich zutrauen, der nicht einmal dafür sorgen kann, dass niemand im Winter erfrieren muss, weil er kein Dach über dem Kopf hat?

     

    Vielleicht muss man noch einen Straftatbestand 'struktureller Mord' einführen, obwohl 'unterlassene Hilfeleistung' sollte ohnehin greifen.

    Als Adressaten einer Anzeige bieten sich all die Herrschaften an, die ständig von der ach so großen Verantwortung schwafeln, die sie angeblich zu tragen hätten und die ihre schamlos überhöhten Gehälter mit dieser Verantwortung begründen.