Kommentar Wetterchaos: Fehlendes Gespür für Schnee

War früher alles besser im Winter? Ja, fast alles. Aber dafür war es auch sehr viel teurer. Deshalb ist es zu einfach, nur auf Bahn, Fluggesellschaften, oder Spediteure zu schimpfen.

War früher alles besser im Winter, auf Flughäfen, Straßen und Gleisen? Ja, fast alles. Aber dafür war es auch sehr viel teurer. Deshalb wäre es zu einfach, nur auf die Fluggesellschaften, die Bahn oder die Spediteure zu schimpfen.

Das mag in Einzelfällen zwar gerechtfertigt sein, aber der Grund für das winterliche Verkehrschaos, das jetzt herrscht, hat mehr mit den hohen Ansprüchen zu tun, die unsere Gesellschaft an den modernen Verkehr stellt. Denn ein großer Teil der Bevölkerung will immer mehr, immer schneller und immer verlässlicher - und zugleich immer billiger - mobil sein. Das aber geht nicht zusammen.

Im Flugverkehr wurden die Flüge eng getaktet, damit sich das Geschäft lohnt, und es wurde an Enteisungsanlagen gespart, weil die teuren Geräte sonst 51 Wochen im Jahr nutzlos auf der Halde liegen. Dass deshalb jetzt, in der Woche vor Weihnachten, viele Flüge ausfallen, ist zwar misslich, gehört aber zum Geschäftsrisiko dazu. Es ist zu verschmerzen, denn nur in den wenigsten Fällen handelt es sich dabei um lebensnotwendige Mobilität.

Ganz anders sieht es bei der Deutschen Bahn AG aus. Hier wurde mit Blick auf den Börsengang eindeutig zu viel gespart. Eigentlich sollte man sich ja auf die Schiene verlassen können, wenn auf Flughäfen und Straßen nichts mehr geht. Doch wurden hier in den letzten Jahren so viele Mitarbeiter entlassen und so viele Züge, Strecken und Stellwerke abgebaut, dass es nun zu mehr Ausfällen und Verspätungen kommt, als akzeptabel ist.

Natürlich konnte die Bundes- und Reichsbahn mit ihren mehr als 500.000 Beschäftigten nach der Privatisierung nicht einfach unverändert weitergeführt werden. Aber wie viel Geld bei der Bahn wohin fließt, das muss endlich neu überdacht werden. Damit es im nächsten Winter wieder besser wird.

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Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.

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