Kommentar Walfang: Freude an der Konfrontation
Kurz vor der Vollversammlung der internationalen Walfangkommission exportieren Island und Norwegen wieder Walfleisch nach Japan. Damit schaden die Länder ihrem Ruf.
I sland und Norwegen exportieren wieder Walfleisch nach Japan. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: wenige Tage vor Beginn der diesjährigen Vollversammlung der internationalen Walfangkommission (IWC). Und die Botschaft ist eindeutig. Was auch immer eine Mehrheit der gegen den Walfang eingestellten Ländern dort entscheiden mag - uns Walfänger kümmert das nicht.
Diskreditiert werden damit schon vorab alle Versuche, innerhalb der IWC vielleicht doch noch eine Brücke zu bauen zwischen den drei Walfangländern Island, Norwegen, Japan und den Ländern, die aus ethischen Gründen jeglichen Walfang grundsätzlich und permanent verbieten wollen. In der Vermittlerrolle versuchen sich vor allem Schweden, die Niederlande, aber auch Deutschland. Sie wollen nicht von vornherein ausschließen, dass man in einigen Jahren wieder über offizielle Fangquoten reden kann.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Bestände sich weiter erholen. Doch passt eine solche Kompromisssuche offenbar auch den Hardlinern der kleinen Walfanglobby nicht ins Konzept. Sie wollen lieber die Konfrontation, um auf ein endgültiges Zerbrechen der IWC und eine eigene "Walfangkommission" der Fangländer hinzuarbeiten. Mit ihr müssten sie gar keine Rücksicht mehr auf Walfanggegner nehmen.
Nun ist es eine Sache, gegen Entscheidungen der IWC zu handeln. Eine andere Sache ist es, dass Island und Norwegen nun mit dem Export von Walfleisch gegen die Cites-Artenschutzkonvention verstoßen. Damit entkräften die Walfänger und die sie unterstützenden Politiker zudem eines ihrer Hauptargumente für den jetzigen Walfang: die einheimische Nachfrage.
Wenn sich der Walfang nämlich nur lohnt, falls das Fleisch nach Japan exportiert wird, dürfte das in Norwegen und auf Island zu lautstarken Protesten führen. Schließlich haben immer weniger Bürger, Unternehmer und Politiker dort Lust darauf, sich den internationalen Ruf und die Geschäfte von einigen wenigen staatlich subventionierten Walfängern ruinieren zu lassen.
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