Kommentar Wahlkampf in Frankreich: Pate der Mitte
François Bayrou versucht sich als Königsmacher und unterstützt Präsidentschaftskandidat Macron. Der wird so sogar für Rechte akzeptabel.
Nach Sarkozy (vorn rechts) und Hollande (hinten rechts) zieht auch Bayrou (Mitte) zurück Foto: ap
Man kann über François Bayrous Verzicht auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur spotten, da er laut Umfragen ohnehin bloß fünf bis acht Prozent der Stimmen bekommen hätte. Doch so leicht ist ihm sein Opfer bestimmt nicht gefallen. Er muss dem viel jüngeren Emmanuel Macron den Vortritt lassen, dem es mit viel Geschick und ein bisschen Demagogie bereits gelungen ist, den Platz in der politischen Mitte zu besetzen, den Bayrou für sich reserviert glaubte.
Macron hat mit seiner rasanten Kampagne Bayrou vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt muss dieser sich mit der Rolle des politischen Paten begnügen, der den Neuling bei Wahlen unterstützt und ihm weise Ratschläge erteilt. Aus den ersten Reaktionen in der Bevölkerung ist zu schließen, dass Bayrous Entscheid als etwas Positives und Versöhnliches gewürdigt wird. Schließlich sind solche vermeintlich selbstlosen Gesten in dieser Arena, wo sonst jeder gegen jeden kämpft, selten.
Aber es geht um mehr. Zwei Aspekte sind von großer und womöglich entscheidender politischer Bedeutung. Bayrou bringt Macron vielleicht gerade die drei oder vier zusätzlichen Prozentpunkte, die es diesem im ersten Wahlgang ermöglichen könnten, den Konservativen François Fillon zu überrunden und so in die Stichwahl zu kommen, die er gegen Marine Le Pen aller Voraussicht nach haushoch gewinnen würde. Bayrou, der ewige Spielverderber der französischen Politik, würde so zum „Königsmacher“. Nicht schlecht als Abschluss einer Politikerkarriere.
Was Fillon aber am meisten ärgern muss, ist die Einvernehmlichkeit von Bayrou und Macron in Sachen Moral in der Politik, die ihn selber und vor allem die WählerInnen wieder mahnend an sein „Penelopegate“ erinnert. Mit dieser Frage von Interessenkonflikten, Finanzaffären, Klientelwirtschaft, Korruption und illegaler Wahlfinanzierung, die bereits Nicolas Sarkozy zum Verhängnis geworden war, spaltet Bayrou das bürgerliche Lager und macht den eher von links kommenden Macron für Rechtswähler akzeptabel.
Kommentar Wahlkampf in Frankreich: Pate der Mitte
François Bayrou versucht sich als Königsmacher und unterstützt Präsidentschaftskandidat Macron. Der wird so sogar für Rechte akzeptabel.
Nach Sarkozy (vorn rechts) und Hollande (hinten rechts) zieht auch Bayrou (Mitte) zurück Foto: ap
Man kann über François Bayrous Verzicht auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur spotten, da er laut Umfragen ohnehin bloß fünf bis acht Prozent der Stimmen bekommen hätte. Doch so leicht ist ihm sein Opfer bestimmt nicht gefallen. Er muss dem viel jüngeren Emmanuel Macron den Vortritt lassen, dem es mit viel Geschick und ein bisschen Demagogie bereits gelungen ist, den Platz in der politischen Mitte zu besetzen, den Bayrou für sich reserviert glaubte.
Macron hat mit seiner rasanten Kampagne Bayrou vor vollendete Tatsachen gestellt. Jetzt muss dieser sich mit der Rolle des politischen Paten begnügen, der den Neuling bei Wahlen unterstützt und ihm weise Ratschläge erteilt. Aus den ersten Reaktionen in der Bevölkerung ist zu schließen, dass Bayrous Entscheid als etwas Positives und Versöhnliches gewürdigt wird. Schließlich sind solche vermeintlich selbstlosen Gesten in dieser Arena, wo sonst jeder gegen jeden kämpft, selten.
Aber es geht um mehr. Zwei Aspekte sind von großer und womöglich entscheidender politischer Bedeutung. Bayrou bringt Macron vielleicht gerade die drei oder vier zusätzlichen Prozentpunkte, die es diesem im ersten Wahlgang ermöglichen könnten, den Konservativen François Fillon zu überrunden und so in die Stichwahl zu kommen, die er gegen Marine Le Pen aller Voraussicht nach haushoch gewinnen würde. Bayrou, der ewige Spielverderber der französischen Politik, würde so zum „Königsmacher“. Nicht schlecht als Abschluss einer Politikerkarriere.
Was Fillon aber am meisten ärgern muss, ist die Einvernehmlichkeit von Bayrou und Macron in Sachen Moral in der Politik, die ihn selber und vor allem die WählerInnen wieder mahnend an sein „Penelopegate“ erinnert. Mit dieser Frage von Interessenkonflikten, Finanzaffären, Klientelwirtschaft, Korruption und illegaler Wahlfinanzierung, die bereits Nicolas Sarkozy zum Verhängnis geworden war, spaltet Bayrou das bürgerliche Lager und macht den eher von links kommenden Macron für Rechtswähler akzeptabel.
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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