Kommentar Wahl im Kongo: Ein Land wird unregierbar
Viele Gegner des vorläufigen Wahlsiegers Kabila sind zum Äußersten bereit. Die internationale Gemeinschaft hat es versäumt, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.
E s ist ein groteskes Schauspiel. Die Wahlkommission der Demokratischen Republik Kongo hat Präsident Joseph Kabila zum vorläufigen Sieger der Präsidentschaftswahl vom 28. November erklärt.
Das öffnet den Weg in eine Konfrontation zwischen den Kräften einer Staatsmacht, die in den letzten Jahren der alten Tradition von Willkürherrschaft und Machtmissbrauch gefolgt ist, und einer Volksmacht, die sich seit zwei Jahrzehnten im Kampf gegen Willkürherrschaft und Ungerechtigkeit verausgabt hat und sich jetzt endlich am Ziel wähnte, nämlich dem Wahlsieg des langjährigen Oppositionsführers Etienne Tshisekedi.
Das ist ein Schlag ins Gesicht vor allem der internationalen Diplomaten, die in den letzten Tagen versucht hatten, die Wahlkommission zu mehr Transparenz und zur Korrektur allzu offensichtlicher Merkwürdigkeiten im Wahlergebnis zu bewegen. Denn die Teilergebnisse, die Kabila seit einer Woche einen deutlichen Sieg zugesprochen hatten, waren nach Meinung der meisten Beobachter falsch. Nun hat die Wahlkommission sie bestätigt, und zwar fast unverändert.
ist Co-Chef des Auslandsressorts der taz mit Arbeitsschwerpunkt Afrika.
Fest steht: Kabila wird den Kongo nicht regieren können. Viele seiner Gegner sind zum Äußersten bereit. Sie halten die Weltgemeinschaft für einen Komplizen der Ungerechtigkeit. Die an rassistischen Hass grenzende Wut so mancher radikaler Anhänger der Demokratiebewegung im Kongo richtet sich mittlerweile gegen die ganze Welt. Und sie könnte das riesige Land im Herzen Afrikas unregierbar machen.
Die internationale Gemeinschaft hat es versäumt, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Sie stand der Regierung Kabila mehrfach in entscheidenden Momenten zur Seite, hat aber in kritischen Augenblicken nicht wirksam Druck auf sie ausgeübt. Nun steht sie da als Schutzmacht eines Regimes, das sie nicht unter Kontrolle hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken