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Kommentar Waffenlieferung an SyrienDie deutsche Skepsis ist berechtigt

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Europa sollte keine Waffen an die syrischen Rebellen liefern. Besser wäre es, sich für mehr humanitäre Hilfe einzusetzen, auch wenn das unheroisch klingt.

W er Waffen in ein Kriegsgebiet liefert, der sorgt für eine Eskalation. Das gilt auch für den Bürgerkrieg in Syrien. Frankreich und Großbritannien wollen Waffen an die Rebellen dort liefern, Deutschland sieht das mit gutem Grund skeptisch. Sollte es dem Druck nachgeben, würde es mit an der Gewaltspirale drehen.

Muss man daran erinnern, was die Waffenlieferungen des Westens an die Mudschaheddin in Afghanistan in den siebziger Jahren angerichtet haben? Auch die bekämpften damals eine säkulare Diktatur, die von Moskau unterstützt wurde. Ähnliche Folgen könnten europäische Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen haben, die gegen Assad kämpfen. Diverse Fraktionen werden schon jetzt von Katar und Saudi-Arabien militärisch unterstützt. Und natürlich rüstet Assad sein Arsenal mit Waffen aus China, Iran und Russland nach. Opfer dieses Wettrüstens ist die syrische Zivilbevölkerung, die zwischen die Fronten gerät. Europa täte gut daran, ihr Leid nicht auch noch zu vergrößern.

Es gab auch unter Linken schon immer welche, die glaubten, politische Konflikte ließen sich mit Waffengewalt lösen. In der taz wurden einst Spenden für „Waffen für El Salvador“ gesammelt. In dieser Traditionslinie bewegen sich jene, die heute fordern, Waffen an Syriens Rebellen zu liefern. Denkt man diese Logik weiter, dürfte Deutschland dann auch Waffen an Tschetschenen schicken, die von Moskau unterdrückt werden? An Tibeter, damit sie den bewaffneten Kampf gegen Peking aufnehmen? Oder gar an Palästinenser, die gegen die israelische Besatzung aufbegehren?

Bild: privat
Daniel Bax

ist Redakteur im Inlandsressort der taz.

Besser wäre es, sich für mehr humanitäre Hilfe einzusetzen, auch wenn das unheroisch klingt. Und die Kriegsparteien zu Verhandlungen zu drängen, so schwierig das ist. Alles andere ist Gesinnungsethik. Und die ist verantwortungslos.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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3 Kommentare

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  • D
    D.J.

    Manchmal muss man sogar Herrn Bax Recht geben.

  • N
    Niedra

    Vollkommen richtig.

    Aber Waffen sichern Arbeitsplätze. Diese Debatte wird nicht geführt. Kriegswaffen sind ein riesiges Geschäft. Erst kommt das Geld, von Moral ist nie die Rede. Man hat zu Irak gelogen, man wird auch zu Syrien lügen.

  • I
    irmi

    jegliche Waffenlieferung macht Kriege möglich oder verlängert sie. Jeder der Waffen liefert ist nach meinem Empfinden mitschuldig an den Kriegen dieser Welt.

    Man schickt Ausbilder in Krisengebiete und wenn man geht lässt man die Waffen zurück, so wird auch Krieg ermöglicht.

    Dann gibt es die, die Millionen verdienen illegal Waffen zu liefern, auch die sind schuldig.

    Wie soll Frieden entstehen, wenn man permanent Gewalt mit Gewalt beantwortet.