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Kommentar VorratsdatenspeicherungGesetz kommt - Protest lohnt trotzdem

Reiner Metzger
Kommentar von Reiner Metzger

Das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung unterhöhlt Grundrechte. Protest dagegen zeigt, dass Sicherheitsfanatismus Wählerstimmen kostet.

A m Freitag wird die große Koalition beschließen, dass alle Telefon- und Mailverbindungen der Deutschen für ein halbes Jahr auf Vorrat gespeichert werden. Der Bundestag hat zwar ein dazu angefordertes Gutachten immer noch nicht, aber das scheint den Fraktionschefs und der Mehrheit der Abgeordneten egal zu sein. Hauptsache, ein neues Sicherheitsgesetz wird durchgewunken. Dieses Vorgehen war auch schon auf europäischer Ebene erfolgreich, dort war die Vorratsdatenspeicherung im vergangenen Jahr das schnellste Gesetz der EU-Geschichte.

Bild: taz

Reiner Metzger ist stellvertretender Chefredakteur der taz.

So schnell, so schlecht: Die Vorratsdatenspeicherung unterhöhlt die Grundrechte sowie die Arbeit aller Berufe, die auf Vertraulichkeit angewiesen sind - vom Arzt bis zum Journalisten. Und es ist nur ein weiteres Gesetz in einem ganzen Paket, das den Bürger nun einwebt oder einweben soll: Verbindungen speichern, Telefone abhören, Festplatten ausspionieren, Daten mit Geheimdiensten und anderen Ländern tauschen. Jahr für Jahr werden die Methoden erweitert und deren Anwendung verbreitert. Deshalb ist es gut, dass die interessierte Öffentlichkeit aufgewacht ist und sich die Zahl der Protestierenden erhöht. Das aktuelle Gesetz ist damit nicht mehr aufzuhalten, aber der politische Preis für die Sicherheitsfanatiker muss hochgetrieben werden. Denn Wahlen entscheiden in Deutschland ein paar hunderttausend Wechselwähler, auf Länderebene noch weniger. Den Speicherfans in Union und SPD muss klar werden, dass sie hier ein Sachthema anpacken, das sie Wählerstimmen kosten wird.

Für den aktiven Bürger gilt es nun, den nächsten Schritt zu tun: die technischen Möglichkeiten nutzen, um das Gesetz zu umgehen. Es gibt offensichtlich Geräte und Software, um die Speicherung sinnvoller Verbindungsdaten zu verhindern. Vereine wie FoeBuD oder der Chaos Computer Club bieten schon Handreichungen zur "digitalen Verhütung". Diese werden aber bisher nur von wenigen genutzt. Und dann gibt es ja ein weiteres Feld, auf dem wir ausgespäht werden, meistens sogar mit unserer Einwilligung: von Handel, Industrie und Internetanbietern beim Einkaufen oder Surfen. Auch da können Information und öffentliches Bewusstsein nur gut sein.

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Reiner Metzger
Leiter Wochenendtaz
Reiner Metzger, geboren 1964, leitet taz am Wochenende zusammen mit Felix Zimmermann. In den Bereichen Politik, Gesellschaft und Sachkunde werden die Themen der vergangenen Woche analysiert und die Themen der kommenden Woche für die Leser idealerweise so vorbereitet, dass sie schon mal wissen, was an Wichtigem auf sie zukommt. Oder einfach Liebens-, Hassens- und Bedenkenswertes gedruckt. Von 2004 bis 2014 war er in der taz-Chefredaktion.
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1 Kommentar

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  • C
    Chiller

    Tja, das Vorratsdatenspeicherungsgesetz ist durch und tritt morgen in Kraft, daran gibt es wohl leider nichts mehr zu rütteln.

    Was ich ganz sehr nett in Ihrem Bericht fand ist der Aufruf die Politiker "einen hohen Preis" (in Form von Wählerstimmen bei der anstehenden Wahl) zahlen zu lassen, durchgesetzt hat es die "Speicherfans in Union und SPD". Problematisch sehe ich dabei nur: Stört sich wirklich die Mehrheit der Deutschen daran? Der "Geist der 68-er" ist lange verblasst, Protestaktionen bringen kaum mehr was (siehe Thema Studiengebühren...) und wer steht heute schon noch auf und gliedert sich in die Reihen Protestierender ein, wenn man nicht Student oder selbst direkt betroffen ist?

    Ihren Rat, das Gesetz möglichst zu umgehen mit den gleich dazu angegebenen "Asressen" (Vereine wie FoeBuD oder der Chaos Computer Club) finde ich sehr freundlich und werde diesem gleich nachkommen.

     

    "Die Vorratsdatenspeicherung unterhöhlt die Grundrechte sowie die Arbeit aller Berufe, die auf Vertraulichkeit angewiesen sind - vom Arzt bis zum Journalisten"...ich zitiere Sie hier weil in dem Satz alles drin steckt: Das Gesetz ist weder verfassungskompatibel noch gerechtfertigt. Wir sind auf dem besten Wege zum "Gläsernen Bürger"...BIG BROTHER IS WATCHING YOU!!!