Kommentar Volksentscheid Primarschule: Klagen können auch andere
Scheuerl will offenbar noch die letzten Überbleibsel dieser Reform beseitigt sehen.
D er Volksentscheid zur Primarschule ungültig - wegen juristischer Mängel? Sicher: Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn es so käme. Aber an diesem Szenario zeigt sich auch: Klagen - oder damit drohen - kann nicht nur Walter Scheuerl, das können auch andere. Politisch gewonnen hat die Auseinandersetzung dennoch seine Volksinitiative "Wir wollen lernen".
Umgehen kann sie damit offenbar nicht: WWL legt ein Verhalten an den Tag, das der Lage nicht angemessen ist. Mittels eines - inzwischen ja sogar verbindlichen - Volksentscheids ist da eine große Reform gestoppt worden, von deren Sinn die Regierenden durchweg überzeugt waren. Aber Scheuerl reicht das nicht. Er will offenbar noch die letzten Überbleibsel dieser Reform beseitigt sehen. So entwickelt sich etwa in Sachen Schulversuche jetzt eine Stimmung, die an Denkverbote grenzt.
In seinem Null-Toleranz-Gebaren macht Scheuerl politisch nun die ersten Fehler: Wendet er sich gegen 800 Eltern, dürfte seine Glaubwürdigkeit als Streiter für die Elternrechte gehörig Schaden nehmen.
Es wäre gut, wenn das Gericht sich jetzt noch einmal mit dem Volksentscheid vom 18. Juli befasst. Manche unter den siegreichen Primarschulgegnern scheinen vor Kraft kaum laufen zu können. Eine juristische Entscheidung könnte ihnen eine Gehhilfe sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung