Kommentar Videoüberwachung: Argusaugen sind den Preis nicht wert

Nach drei Jahren Überwachung registrierte die Polizei zwar weniger Drogendelikte aber viel mehr Gewalttaten.

Drei Jahre lang hatten Polizei und Innenbehörde Zeit, die Videoüberwachung auf der Reeperbahn zu proben. Das Ergebnis belegt nicht den Nutzen dieses schwer wiegenden Eingriffs in die Freiheit. Deshalb muss die Polizei darauf verzichten.

Die Videoüberwachung ist vor allem eingeführt worden, um der Gewalttaten auf dem Kiez Herr zu werden. Doch der erhoffte Abschreckungseffekt hat sich nicht ergeben. Im Gegenteil: Die Polizei registrierte zwar weniger Drogendelikte aber viel mehr Gewalttaten.

Selbst wenn die Polizei versucht, das dadurch zu erklären, dass durch dauerndes Hinsehen und stärkere Polizeipräsenz mehr Gewalttaten bekannt würden: Sie bleibt in der Pflicht, einen Rückgang nachzuweisen - und das kann sie nicht.

Dagegen sind die Kosten der Überwachung zu halten: Monetär ausgedrückt, sind es 700.000 Euro - das ist mehr als der Zuschuss für ein Kulturzentrum wie die Fabrik. Sozial bedeutet das für alle, die sich im überwachten Gebiet aufhalten, dass ihnen stets einer über die Schulter guckt. Mögen die Beamten noch so neutral und verschwiegen sein: Es geht sie nichts an, wer Sex-Shops aufsucht oder betrunken und laut singend zum Taxi wankt.

Absurd wird das Ganze, wenn zugleich die Polizei als Ansprechpartner von der Straße geholt wird, etwa durch Schließung der Davidwache.

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